GUNDA

Bewertung: ****

Kino als Begegnungsort, nicht nur mit Menschen: Victor Kossakovsky stellt uns im gleichnamigen Film Gunda vor. 93 Minuten lang begleiten wir sie. Das ist nicht selbstverständlich, denn Gunda ist ein Hausschwein auf einem norwegischen Bauernhof. Ohne vermenschlichende „Schweinchen Babe“-Dialoge beschränkt sich die Doku auf die reine Beobachtung, ergänzt durch atmosphärisch starkes Sounddesign. Wortwörtlich auf Augenhöhe folgt die ruhige Kamera Gunda und ihrem Dutzend Ferkelchen. „Plädoyer“ für oder gegen etwas, wie der Werbetext verkündet, ist der unspektakuläre Film keines. Eine entspannt-erhellende Erfahrung durchaus. (mw)

UNTER DEN STERNEN VON PARIS

Bewertung: ***

Christine (Catherine Frot) lebt im wahrsten Wortsinn „Unter den Sternen von Paris“. Von der Gesellschaft isoliert, schläft sie unter einer Brücke und ernährt sich von Essensspenden. Für Abwechslung in ihrem Alltag sorgt eines Tages Suli (Mahamadou Yaffa). Der dunkelhäutige Flüchtlingsbub kann kein Wort Französisch und ist auf der Suche nach seiner Mutter, mit der er abgeschoben werden soll. Claus Drexel, der sich bereits in seiner Doku „Au bord du monde“ mit Obdachlosigkeit befasst hat, erweitert sein Drama um die Themen Rassismus und Migration. Mit magischen Realismus zeichnet er eine poetische Außenseiter-Geschichte, die berührt. (jb)

WEIYENA - EIN HEIMATFILM

Bewertung: ****

Weina Zhao ist in China geboren und in Wien aufgewachsen, wonach sie auch benannt wurde: In ihrer mitreißenden Doku „Weiyena – Ein Heimatfilm“ erzählt sie nicht nur die konträren Geschichten ihrer Familien mit ausgezeichnetem Archivmaterial, sondern gleich die Historie des Landes von der Kulturrevolution bis zum modernen China. Damit gelingt ihr und Co-Regisseurin Judith Benedikt ein universelles Dokument, ein Film über Familiendynamiken, ein Bruch mit dem Schweigen, eine außergewöhnliche, generationenübergreifende Suche nach und Erforschung von Identität. (js)

SHANG CHI AND THE LEGEND OF THE TEN RINGS

Bewertung: ***

Wie sehr Hollywood um das Publikum im mittlerweile größten Kinomarkt China buhlt, wird schon in den Einstiegssequenzen sicht- und hörbar: Es wird Mandarin gesprochen. In einer völligen Selbstverständlichkeit. Dass es in einem US-Blockbuster mehrere Minuten dauert, bis auch nur ein Wort Englisch zu hören ist, sendet eine ganz klare Botschaft für mehr Diversität. Im 25. Marvel-Film darf erstmals ein asiatischstämmiger Held auftrumpfen. „Shang Chi“ kombiniert Martial-Arts mit einem Comic-Spektakel und Selbstironie. Lesen Sie hier eine ausführliche Kritik zum Film der Woche. (js)

FAUNA

Bewertung: **

Wann wird ein Auftritt zur Pose? Männlicher Habitus zur Selbstdarstellung? Mit diesen Fragen setzt sich Regisseur Nicolás Pereda in seinem minimalistischen Indie-Filmpuzzle auseinander. Die Grundidee der Identitätsstudie, die sich an der Narco-Kultur abarbeitet, bietet interessante Ansätze, hinterlässt aber mehr Fragen als Antworten. Luisa (Luisa Pardo) und ihr Bruder Gabino (Lázaro Gabino Rodriguez) besuchen nach längerer Zeit ihre Eltern in einer Bergarbeiterstadt in Mexiko. Die Familie versteht sich wie in alten Zeiten, nur Luisas neuer Freund Paco (Francisco Barreiro) bleibt seltsam außen vor. Parallel dazu erzählt Gabino seiner Schwester die fiktive Noir-Geschichte eines Fremden, der in einer Kleinstadt einen mysteriösen Mann sucht. (jb)

HILFE, ICH HABE MEINE FREUNDE GESCHRUMPFT

Bewertung: ***

Seit 2015 unterhalten Felix und seine Freunde das junge Kinopublikum: Nachdem zuerst die Lehrerin und dann die Eltern dran waren, schrumpfen nun die Freunde zu Miniaturausgaben. Im dritten Teil von Granz Henmans Familienkomödie sind die Protagonistinnen und Protagonisten mittlerweile in der Pubertät und haben auch mit ersten Verliebtheiten zu kämpfen – ob sich die ganz
jungen Fans damit identifizieren können, bleibt fraglich. Das starbesetzte Ensemble mit Andrea Sawatzki, Otto Waalkes, Alex Stein, Maria Hofstätter, Johannes Zeiler und Michael Ostrowski sorgen für Slapstick, der wiederum auch den Eltern gefallen dürfte.(js)