Bewertung: ****

Sie ist zurück: die angsteinflößende Kultfigur Cruella de Vil. Als Schreckschraube jagte sie im Zeichentrickklassiker von 1961 Dalmatinerwelpen, um aus ihrem Fell einen Mantel zu fertigen. Nun ist der ikonischen Figur ein eigenes, köstliches Prequel gewidmet, das ihre Böswerdung in einem fulminanten Rachefeldzug skizziert: vom traumatisierten Mädchen Estella zur Bösewichtin. Oscarpreisträgerin Emma Stone („La La Land“) mimt die rachsüchtige, durchtriebene Designerin mit jeder Faser ihres Körpers fabelhaft und liefert sich dafür mit Emma Thompson als narzistische Rivalin ein furioses Duell der Superschurkinnen.

Nach dem Tod ihrer Mutter ist Estella auf sich allein gestellt, doch sie ist  rebellisch und unangepasst, nicht zuletzt wegen ihrer Haare, die auf einer Seite schwarz, auf der anderen weiß sind. Im kriminellen London fühlt sie sich daheim. Mit ihren neuen Kumpels Horace (Paul Walter Hauser) und Jasper (Joel Fry) schlägt sie sich mit cleveren Klauereien durch und träumt davon, Modedesignerin zu werden, so wie die berühmte Baronin (Emma Thompson). Notfalls auch mithilfe ihrer genialisch-bösen Seite.

Craig Gillespies ("I, Tonya") Reise ins düstere, punkige London der 1970er ist fantastisch ausgestattet, der Sound rotzfrech, das Spiel betörend und die Kostüme sind eine Extraklasse für sich. „Cruella“ ist ein von smarter Coolheit und Kränkung durchtriebener Film einer interessant-ambivalenten Superheldin, die immer schon selbstbestimmt, intelligent und böse war. Ab Freitag mit VIP-Zugang auf Disney+, ab 18. Juni dann auch im Kino.