„Ema“ des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín („Jackie“, „No“) war einer der kraftvollsten Filme am Lido di Venezia vor zwei Jahren. Nun können Larraín und seine fantastische Hauptdarstellerin Mariana Di Girolamo die Wiedereröffnung der Kinos nicht mehr erwarten und präsentieren sich via Video-on-Demand. Sobald die Kinos wieder öffnen dürfen, soll das Werk aber auf jeden Fall auf die große Leinwand kommen. Die Energie, die der Film und seine eigenwillige Titelheldin ausstrahlen, können wir momentan auch gut gebrauchen. Reggaeton-Tanz, soziale Revolte, frei ausgelebte Liebe und Elternschaft finden im visuell und rhythmisch eindrucksvollen Drama vor dem neonfarben urbanen Hintergrund der Hügel von Valparaìso zueinander. Tänzerin Ema lebt und tanzt mit ihren Freundinnen, liebt wen sie will und kämpft um ein schwieriges Adoptivkind. Gael García Bernal gibt daneben den herrlich-unsympathischen Choreographen-Ehemann Gastón.

Beim wild-melancholischen Tanz-Drama „Ema“ harmonisieren erzählerischer und stilistischer Rhythmus perfekt und führen zu einem filmisch-sinnlich überwältigenden Ergebnis. Das angenehm dezent verhandelte Thema der Geschichte: Elternschaft und speziell Mutterschaft sind kein emotionaler Selbstläufer und "gottgegebenes Wunder". Der männliche Regisseur Pablo Larraín beweist nach seinem „Jackie“-Kennedy-Porträt mit Natalie Portman erneut Gespür und hat in „Ema“ eine faszinierend schillernde junge Frau im Blick. Sie steht in Flammen und hat dabei im aufgewühlten Chile der Gegenwart den Flammenwerfer gleich selbst in der Hand.

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