Ruben ist laute Töne gewöhnt. Als Schlagzeuger des Punk-Metal-Duos ‘Blackgammon’ tourt er zusammen mit Band- und Lebens-Partnerin Lou im silbernen Airstream-Wohnmobil durch die USA. Auf seinem tätowierten Oberkörper steht „Please kill me“ und er trägt T-Shirts der ‘Einstürzenden Neubauten’. Doch am Morgen nach einem Konzert macht sich der Frühaufsteher erst einmal einen gesund-grünen Shake und eine Runde Kniebeugen. Ruben war früher drogenabhängig und auch Lou hat schwierige Zeiten hinter sich. Umso härter trifft es das eng zusammengeschweißte Paar, als Ruben plötzlich einen Hörsturz erleidet und in kurzer Zeit komplett gehörlos wird. Lou bringt Ruben in eine Selbsthilfe-Community, wo der gehörlose Joe ihm noch weit mehr beizubringen hat als Gebärdensprache. Er sieht im gehörlosen Leben nicht unbedingt einen Verlust, sondern einen Gewinn an innerer Ruhe, die auch Ruben gut brauchen könnte.

Regisseur Darius Marder hält sich in seinem Debütfilm nicht lange mit Details zu Erkrankung oder Vorgeschichte auf. Ihm geht er um den weiteren Weg von Ruben in der neuen Situation. Nach einer Geschichte von Indie-Erfolgsregisseur Derek Cianfrance und Co-Autor und Bruder Abraham Marder ist „Sound of Metal“ eines jener intensiven Charakterdramen, die ebenso ehrlich wie schnörkellos auf die Hauptfigur fokussieren. Hauptdarsteller Riz Ahmed trainierte für die Rolle sowohl Schlagzeug als auch Gebärdensprache. Er brilliert mit einer Wandlung von Wut zu Akzeptanz. Sein Schmerz springt in vielen Szenen direkt auf die Zuschauer über. Dafür hat er nun am 28. Februar die Chance auf einen Golden Glob als bester Drama-Darsteller und wird sich wohl auch unter den Oscar-Nominierten wiederfinden.

Auch Olivia Cooke als Freundin und Paul Raci als therapeutischer Ersatzvater bekommen viel Platz. Mathieu Amalric hat einen Gastauftritt als Lous belgischer Vater. Der gehörlose Cast um Ruben herum liefert interessante Szenen komplett in untertitelter Gebärdensprache. Außerdem experimentiert „Sound of Metal“ erfolgreich mit einem Sounddesign, dass einen immer wieder in die zunächst gedämpfte pfeifende, dann völlig geräuschlose Welt von Ruben hineinwirft. Visuell und erzählerisch ist es allerdings nach dem wilderen Anfang ein sehr reduzierter, geradliniger Zwei-Stunden-Film, der sich erfolgreich auf seinen Hauptdarsteller Riz Ahmed verlässt. Ein sehens- und hörenswertes Drama.