Eine Heimgeburt ist im 21. Jahrhundert keine gute Idee. Das wird nach der intensiven halbstündigen Niederkunft am Beginn von „Pieces of a Woman“ klar. Hauptdarstellerin Vanessa Kirby demonstriert als hoffnungsvolle Mutter Martha zunächst die körperlichen Schmerzen, nur um nach Komplikationen ohne das rettende Krankenhaus-Equipment den ungleich herzzerreißenderen seelischen Schmerz zu erleiden. Sie ist das blutende Herz dieses bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführten Dramas, zugleich roh und ungewöhnlich unnahbar - eine glaubhafte Figur, die weit mehr als nur Mitleid evoziert.


An ihrer Seite kämpft Ehemann Sean (Shia LaBeouf) mit seiner emotionalen Hilflosigkeit, halb unterstützend, halb gefangen in seiner anachronistischen männlichen Beschützerrolle. Während er als Vorarbeiter eine Autobahnbrücke baut, können er und Martha ihre Gefühle nicht so einfach reparieren.


„Pieces of a Woman“ des ungarischen Ehepaares Kornél Mundruczó (Regie) und Kata Wéber (Drehbuch) liefert eine Schauspiel-Kür sondergleichen, dem die europäische Theater-Vorlage im guten wie im schlechten anzumerken ist. Ein schonungslos-intensives, Erwachsenen-Drama. Ab morgen, 7. Jänner, auf Netflix.