Niemals Selten Manchmal Immer

Bewertung: ****

Vier Antwortmöglichkeiten gibt der Fragebogen in der Abtreibungsklinik vor: niemals, selten, manchmal und immer. Als die 17-jährige Autumn das Plus auf dem Schwangerschaftstest sieht, weiß sie, dass sie jetzt nicht Mutter werden will. Sie sucht Hilfe bei der örtlichen Beratungsstelle. Doch die Frau dort erzählt ihr nur von der Magie der Babygeräusche. Zu Hause, in der Provinz von Pennsylvania, hat sie keine Chance, selbstbestimmt einen Schwangerschaftsabbruch zu bekommen. Zusammen mit ihrer Cousine Skyler tritt sie die Reise nach New York City an. Während es Eliza Hittman phänomenal gelingt, diese emotionale Stimmung ihrer Protagonistin einzufangen, erzählt sie bei aller wichtiger feministischer Thematik doch eine immens filmische Geschichte. Dafür wurde der Film beim Sundance Festival und der Berlinale verdient ausgezeichnet. Eines der besten Dramen dieses seltsamen Kinojahres. Eine ausführliche Kritik lesen Sie hier

Das schaurige Haus

Bewertung: ***

Das schaurige Haus“ feierte im September seine Uraufführung beim Wiener „/Slash“-Filmfestival. Nun startet die jugendgerechte Grusel-Buchverfilmung passend zu Halloween, auch regulär in den Kinos. Daniel Geronimo Prochaska, bisher schon als Editor bei Genre-Filmen wie „Angriff der Lederhosenzombies“, „Blutgletscher“ oder „Das finstere Tal“ sehr aktiv, wagt sich nun mit einem „Abenteuerfilm mit Gruselfaktor“ auch ins schaurige Regie-Haus.

Es ist die Coming-of-Age-Geschichte des Teenagers Hendrik (leider gleichbleibend grantig gespielt von León Orlandianyi). Mit seiner Mutter (Julia Koschitz) und dem kleinen Bruder zieht er von Deutschland ans Ende der Welt: nach Bad Eisenkappel in Unterkärnten. Dorthin, wo der Handy-Empfang so schlecht ist wie die Akzeptanz der Zweisprachigkeit. Zur Piefke-Feindlichkeit kommt bald das unheimliche Geheimnis ihres düsteren alten Wohnhauses, das ihnen der schmierige Immobilienvertreter (Michael Pink) übergibt. Dort soll eine Frau ihre gesamte Familie mit Pilzen vergiftet haben. Der kleine Bruder beginnt zu schlafwandeln und malt seltsame Symbole an die Wände. Mit Hilfe von Ida (Marii Weichsler), Hendriks Love Interest, und dem nerdigen Fritz (Lars Bitterlich) entdeckt er den alten Mordfall hinter der Geistergeschichte. Der im düsteren Hochglanz-Look gedrehte Film von Andreas Prochaskas Sohn ist teilweise überdeutlich, aber nie zu schockierend für die jüngere Zielgruppe inszeniert.

Geschickt spielt er mit dem Culture Clash als Ausflug in die Unterkärntner Familienvergangenheit, samt einem markanten Ensemble von Dorfbewohnern. Von der Allgäuer Provinz der Jugendbuchvorlage nach Kärnten verlegt, lebt der Film von Lokalkolorit und Dialekt. Harmlos-heimischer Horror.

Milla Meets Moses

Bewertung: ****

Die blauen Haare auf Millas Kopf sind nicht echt. Die Teenagerin verbirgt darunter eine Glatze, die bei einer Filmfigur ihres Alters nur eines bedeutet: Krebs. Doch statt erwartbarer Tragik überrascht der australische Film mit überaus unkonventioneller Energie. Basierend auf einem Theaterstück gelingt Shannon Murphy ein außerordentliches Debüt. Sonnig, sinnlich, bunt und kraftvoll umschifft sie die Klischees einer solchen Tränendrüsen-Story. Vom theaterhaften Set-up bleibt nur die Konzentration auf die vier Figuren mit ihrem herrlichen Akzent: Milla, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden dem Tod ins Auge sehen muss. Die beiden Eltern, die ihre Tochter schützen wollen, und der wilde Moses, der unerwartet Millas Leben aus dem Takt bringt. Eine betörende Lovestory mit atemberaubendem Finale.

Greenland

Bewertung: ***

Dass die Blockbuster-Messlatte für Katastrophenfilme Roland Emmerich („2012“) heißt, weiß auch Ric Roman Waugh – und wählt einen anderen Zugang. Statt ein Special-Effect-Feuerwerk zu zünden, setzt er mit Autor Chris Sparling („Buried“) auf die Psychologie hinter dem apokalyptischen Überlebenskampf von Familie Garrity. Als ein Asteroid das Leben auf der Erde auszulöschen droht, erhält John (Gerard Butler) von der US-Regierung eine Nachricht: Der Ingenieur soll sich mit Noch-Ehefrau (Morena Baccarin) und seinem Sohn (Roger Dale Floyd) zu einer Militärbasis in Florida begeben. Von dort aus soll die Familie nach Grönland ausgeflogen werden. Doch die Fahrt zum Stützpunkt wird zum Spießrutenlauf, bei dem moralische Grenzen und familiäre Probleme überwunden werden müssen.

Hexen hexen

Bewertung: **

Hexen hexen. Roald Dahls „The Witches“ ist nach der hochkarätigen Adaption von Autorenfilmer Nicolas Roeg zum zweiten Mal von „Forrest Gump“-Regisseur Robert Zemeckis verfilmt worden, produziert von Alfonso Cuarón und Guillermo del Toro. Das kleine Waisenkind namens Hero Boy und seine Oma quartieren sich im Alabama der 1960er ausgerechnet im Nobelhotel ein, wo der Kongress der Hexen stattfindet. Zemeckis erreicht nicht einmal die Energie eines Pixar-Mäusefilms. Damit bleibt außer Anne Hathaway als böse Oberhexe, einigen Effekten und netten Momenten aber nur ein recht lauwarmer Familien-Hexenfilm übrig.