Bewertung: ****

Autismus findet im Kino meist irgendwo zwischen Rain-Man-Savants und Problemfällen statt. Olivier Nakache und Éric Toledano erzählen eine Geschichte „Hors Normes“, also außerhalb dieser Grenzen. Basierend auf echten Menschen, stellen sie einen Alltagshelden aus dem Sozialsystem in den Mittelpunkt: Bruno (Vincent Cassel) wird immer dann gerufen, wenn die Institutionen mit einem autistischen jungen Menschen nicht mehr weiter wissen.

Mit wenig Ressourcen und viel Improvisation führt der pragmatische Chaot mit Helfersyndrom und Kippa seine Systemsprenger an einen lebenswerten Alltag heran. „Wir werden eine Lösung finden“, ist seine Standardantwort auf die ständige Überforderung. Cassel brilliert als sympathischer Altruist, der im Privatleben schon einmal selbst Hilfe braucht, wenn er seine Dates vermasselt. Weil er mit seiner Organisation chronisch unterfinanziert ist, tut er sich mit Malik (Reda Kateb) zusammen. Die humoristischen Momente gehen nicht auf Kosten der jüdischen, muslimischen oder autistischen Franzosen. Gerade deshalb macht „Alles außer gewöhnlich“ seinem deutschen Titel alle Ehre.

Der Cannes-Abschlussfilm trifft genau den richtigen Ton. Anders als in ihrem Blockbuster „Ziemlich beste Freunde“ verpacken die Regisseure hier keine Klischees in ein allzu süßes Drama. Bruno und seine Leute bleiben echte Menschen. Statt eines hierzulande so beliebten dokumentarisch-deprimierenden Sozialrealismus erzählen sie mit angenehm flotten Tempo und viel Optimismus von dieser schwierigen Welt.