Bewertung: ***

Im Ring ist sie die „Gipsy Queen“, im Alltag ein Mensch zweiter Klasse. In ihrer rumänischen Heimat war Ali (Alina Serban) eine erfolgreiche Nachwuchsboxerin, bevor sie von ihrem Trainer und Vater verstoßen wurde. Nun kämpft die Romni in Hamburg ums Überleben. Mit einem Putzjob in einem verruchten Lokal, in der der abgehalfterte Ex-Boxer Tanne (Tobias Moretti) Schaukämpfe veranstaltet, hält sich die Alleinerzieherin von zwei Kindern mehr schlecht als recht über Wasser.


Als Ali eines Abends am Sandsack ihren Frust abbaut, erkennt Tanne ihr Talent und gibt ihr eine Chance im Boxring. Alis Traum von einer Profikarriere scheint plötzlich in greifbarer Nähe – bis ein Tiefschlag sie in die Knie zwingt: Das Jugendamt nimmt ihr Esmeralda (Sarah Carcamo Vallejos) und Mateo (Aslan Yilmaz Tabak) weg und bringt sie in einer Pflegefamilie unter.

Eine Mutter, die wie eine Löwin um ihre Kinder und für ein menschenwürdiges Leben kämpft – Regisseur Hüseyin Tabak porträtiert in seinem Drama eine Kämpferin, die „schwebt wie ein Schmetterling und sticht wie eine Biene“ und niemals aufgibt.

Persönliche Underdog-Geschichte


Inspiriert von der Migrationsbiografie seiner eigenen Mutter, entwirft der deutsch-kurdische Filmemacher eine Underdog-Geschichte mit Rocky-Pathos. Dass die Botschaft des Films nicht im Klischeesumpf versinkt, ist der Performance von Hauptdarstellerin Alina Serban zu verdanken.
Als boxende Außenseiterin verkörpert sie jene Authentizität, die man Tobias Moretti in seiner Rolle als versoffene Kiez-Größe nur schwer abnimmt. Weder überzeugt der „Jedermann“-Darsteller mit seinem Hamburger Dialekt noch mit seinem Boxtalent. „Du hast die Straße im Blut“, ist ein Boxpromotor von Alis Kampfgeist begeistert – Moretti hat mehr den Salzburger Domplatz in seiner DNA.