Bewertung: ****

Es ist eine der hinreißendsten und tragischsten Lovestorys dieses Leinwandjahres – jene von Singer-Songwriter Leonard Cohen und Marianne Ihlen, seiner Muse. Geschrieben hat sie das Leben, und sie enthält alle Zutaten für ein tiefschürfendes Liebesdrama: Sex, Drugs und Singer-Songwriting, Frust und Enttäuschung, unendliche Sehnsucht und laute Liebesbekundungen, an denen sich seither die Welt erfreut – wie etwa am Abschiedssong „So long Marianne“.


Der Kanadier und die Norwegerin lernten sich in den 1960ern – lang, bevor sich dort der Tourismus ansiedelte – auf der griechischen Insel Hydra kennen und lieben. Der junge Poet war auf dem Eiland, um an seinem Buch zu arbeiten. Die 8 mm-Videomitschnitte aus der Zeit zeigen zwei lachende Seelenverwandte, die ihre Liebe unbeschwert zelebrieren. Regisseur Nick Broomfield („Kurt & Courtney“), der selbst einmal mit Ihlen liiert war, zeichnet ein intimes, berührendes, aber nie rührseliges Liebesporträt, ein Sittenbild dieser Künstlerkommune und der 60er im Allgemeinen sowie ihren wechselnden Konzepten von Liebe.


Zunächst hielt ihre Beziehung, dann wurde sie brüchiger und Cohen einer der verehrtesten Songwriter des 20. Jahrhunderts. „So long Marianne“, veröffentlicht 1967, habe das Auseinandergehen vorweggenommen, verbunden blieben sie jedoch ein Leben lang. Die Mitschnitte von Konzerten und Backstage-Momenten werden Cohen-Fans – und alle, die noch keine sind – erfreuen. Weggefährten erinnern sich und ordnen die glitzernde Drogenwelt voller Groupies, den Kampf um die Privatsphäre und die Emanzipation der einstigen Muse ein.

Der Film berichtet auch von einem Stück Popgeschichte, das im buddhistischen Kloster eine jahrelange Pause macht und zeigt, wie sich Cohen aus Geldmangel spät jenseits der 70 noch einmal aufmachte, um auf Tour zu gehen - sein Spätwerk war erfolgreich. Und: Einmal überraschte ihn Ihlen im Publikum und widerruft die These, dass ihr der Song "So long Marianne" eigentlich gar nicht gefallen hätte.


Vor drei Jahren starb Leonard Cohen, er folgte Marianne Ihlen drei Monate nach ihrem Tod. Die Zeilen, die ihr Cohen ans Sterbebett schickt, berühren zutiefst. Er sei nur ein Stück weit hinter ihr, schrieb er. Und: „Gute Reise, meine Freundin. Wir sehen uns am Ende der Straße.“ Alle anderen: im Kino! Und ab 22. November erscheint sein erstes Album posthum.

Marianne Ihlen und Leonard Cohen: ein Bild aus glücklichen Tagen
Marianne Ihlen und Leonard Cohen: ein Bild aus glücklichen Tagen © Polyfilm