Bewertung: ****

Für Isabel gibt es zwei Millionen (Dollar) Gründe, ihre indische Wahlheimat Richtung USA zu verlassen. Multimillionärin Theresa ist bereit, der Mitarbeiterin eines Waisenhauses in Kalkutta finanziell unter die Arme zu greifen. Einzige Bedingung: Ein persönliches Treffen in New York.
Einem kurzen Kennenlernen folgt die Einladung zur Hochzeit von Theresas Tochter Grace (Abby Quinn) – und eine Überraschung. Der Ehemann (Billy Crudup) der Großspenderin entpuppt sich als Isabels Jugendliebe, mit dem sie einst ihr gemeinsames Baby zur Adoption freigegeben hat. Die Neuverfilmung des dänischen Dramas „Nach der Hochzeit“ hört sich nicht nur überkonstruiert an, sie ist es auch.


Dank der empathischen Performance von Michelle Williams („Manchester by the Sea“), die hier in die Rolle der überforderten (Neo-)Mutter schlüpft, funktioniert die Geschichte über lebensverändernde Entscheidungen und deren Konsequenzen trotzdem. Das liegt auch an Oscar-Preisträgerin Julianne Moore („Still Alice“), die überzeugend eine eiskalte Geschäftsfrau und fürsorgliche Stiefmutter mimt.


Zwei Pole, zwischen denen sich auch die Familiengeschichte dramaturgisch bewegt. Während der erste Teil von Bart Freundlichs US-Remake primär auf den visuellen Kontrast zwischen dem Leben in den indischen Slums und amerikanischen Upper-Class-Lifestyle setzt, entwickelt sich Freundlichs Drama „After the Wedding“ nach und nach zu einer reflektierten Mutter-Tochter-Erzählung. Geschickt verwebt der Filmemacher große Muttergefühle mit Fragen nach dem Sinn und dem Ende des Lebens.
Das (filmische) Resultat ist ein wendungsreiches Drama, das aufgrund des Geschlechtertauschs – in der Originalgeschichte standen mit den Publikumslieblingen Mads Mikkelsen und Rolf Lassgård zwei Männer im Kamerafokus – ein zeitgemäßes Bild von zwei taffen Frauen abliefert