Auf den Goldenen Bären für „Grbavica“ 2006 in Berlin könnte nun, 2021, ein Goldbube folgen. Die bosnische Filmemacherin Jasmila Žbanić darf sich nach Bekanntgabe der Shortlist Hoffnungen auf einen Oscar für „Quo Vadis, Aida“ als bester fremdsprachiger Film machen. Die in Venedig uraufgeführte Arbeit ist eine Koproduktion von acht Ländern und mit österreichischer Beteiligung durch Coop99 und den ORF. Die 46-Jährige blickt darin auf eines der vergessenen und verdrängten Traumata der jüngeren Geschichte zurück: das Massaker von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 rund 8000 Bosnier ermordet wurden. „Tatsache ist, dass auch heute noch, nach 25 Jahren, 1700 Menschen vermisst werden. Die Geschichte von Srebrenica ist ein Drama, das mich als Filmemacherin völlig vereinnahmt hat“, sagte Zbanic in einem Interview mit der „Wiener Zeitung“.

Sie selbst erlebte den Krieg von 1992 bis 1995 in Sarajevo. Seit damals habe sie vielen Frauen zugehört und deren Geschichten über ihre Männer, Väter und Söhne erfahren. Im Fokus ihres Films steht Aida (furios: Jasna Djuricic). Als die serbische Armee Srebrenica einnimmt, erhält die Lehrerin als UN-Dolmetscherin Zugang zu entscheidenden Informationen. „Quo Vadis, Aida“ ist auch ein Film über eine Frau, die wie eine Löwin auf aussichtslosem Posten für Frieden kämpft und eine Geschichte, die stellvertretend für viele Frauen steht. Fotografiert hat den Film mit Christine A. Maier („Licht“) übrigens eine gebürtige Steirerin.

Österreichs Beitrag, das Netflix-Drama "Was wir wollten" von Ulrike Kofler ist leider nicht mehr Rennen um die Oscars, auch der deutsche Beitrag "Und morgen die ganze Welt" von Julia von Heinz schaffte es nicht auf die Shortlist.


Filmfestivals sind für Zbanic stets ein gutes Pflaster. Ob ihre vielfach prämierte jüngste Arbeit nun nach Preisen in Berlin, Rotterdam oder Göteborg bei der 93. Oscarverleihung dieses seltsamen Kinojahres geehrt wird, wissen wir am 15. März. An diesem Tag stehen die fünf Nominierungen der Sparte fest, die im Vorjahr Bong Joon-ho mit „Parasite“ für sich entschieden. Unter anderem. Eigentlich war geplant, den Film im Herbst ins Kino zu bringen. Es könnte nun früher so weit sein