Wer das Comeback in Kinosessel oder Autositz schon zelebriert hat, durfte sich über ein Wiedersehen mit Guy Ritchies smartem Gangsterfilm „The Gentlemen“, Stefan Ruzowitzkys üppiger Hesse-Verfilmung „Narziss und Goldmund“ oder mit dem Comicfilm „Bloodshot“ freuen. Weil nicht nur die Kinobetreiber, sondern auch die Filmverleiher vom Zickzackkurs der Politik überrascht wurden, muss man sich für frische Filme noch ein bisschen gedulden. Der Kinosommer verspricht aber – nach aktuellem Stand – starke Biografien, opulente Blockbuster, feinstes Arthouse-Kino sowie preisgekrönte heimische Werke wie Johanna Moders Tragikomödie „Waren einmal Revoluzzer“ Mitte August, die nun endlich ihren Weg zum Publikum finden werden.


Für Anfang Juli fixiert sind u. a. Christian Petzolds auf der Berlinale gefeiertes Liebesdrama „Undine“ mit den Nachwuchsstars Paula Beer und Franz Rogowski. Inspiriert von Ingeborg Bachmann wird die Geschichte einer Frau erzählt, die um ihre neue Liebe kämpft.

Außerdem im Juli-Programm: das intime Porträt „Ronnie Wood: Somebody up There Likes Me“ von Mike Figgis über den Stones-Gitarristen und dessen exzessives Leben, sowie die feine Tragikomödie „Smuggling Hendrix“ von Marios Piperides. Darin bricht ein Musiker wegen seines davongelaufenen Hundes zu einem Roadtrip in die absurde Pufferzone zwischen dem griechischen und dem türkischen Teil Zyperns auf. Horrorfans indes dürfen sich auf die schaurige Märchen-Neuinterpretation „Gretel & Hänsel“ von Osgood Perkins freuen.


Mit „Harriet – Der Weg in die Freiheit“ kommt ein starker, oscarnominierter Historienfilm von Regisseurin Kasi Lemmons nach wahrer Geschichte ins Kino: Cynthia Erivo brilliert in der Rolle der Sklavin Araminta Ross, die, nachdem ihr die Flucht gelungen war, als Harriet Tubman zur berühmtesten afroamerikanischen Fluchthelferin wurde. Bis zum Ende des Sezessionskriegs half sie entlaufenen Sklaven dabei, aus den Süd- in die Nordstaaten der USA oder nach Kanada zu fliehen.


Glaubt man den US-Kritiken, bringt dieser Sommer allen Cineasten einen zweiten Höhepunkt des afroamerikanischen Kinos – das Coming-of-Age-Liebesdrama „Waves“ von Trey Edward Shults wird schon mit dem oscargekrönten Drama „Moonlight“ von Barry Jenkins verglichen. Auf Film-Feinspitze wartet ein lakonisch-schräger Feelgood-Film aus Finnland: Mika Kaurismäkis „Master Cheng in Pohjanjoki“.

Auch Blockbuster sind wahrscheinlich in den Ferienwochen zu sehen: u. a. die Disney-Realverfilmung „Mulan“ von Niki Caro („Whale Rider“) sowie Christopher Nolans neuester Streich – der Spionagethriller „Tenet“ mit Stars wie Robert Pattinson, Kenneth Branagh, Elizabeth Debicki oder John David Washington. Mitte August wartet nach aktuellem Stand großes knalliges Heldinnenkino mit dem Comeback Gal Gadots als „Wonder Woman 1984“.

Übrigens: Nach nur wenigen Kino-Tagen im März gibt es auch ein Wiedersehen mit der Doku „Elfie Semotan, Photographer“ über Österreichs berühmteste Fotografin von Joerg Burger sowie Haifaa Al Mansours starkem Polit-Drama „Die perfekte Kandidatin“.