Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass Mark Billingham seit Jahrzehnten regelmäßig als Stand-up-Comedian auftritt. Die Rolle des Dämons, der aus der Truhe springt, wäre zweifellos angebrachter. Teufllisch durchtrieben sind in jedem Fall die Krimis des britischen Vielschreibers, der leidenschaftlich gerne seine Leserschaft auf’s Kreuz legt. Vor allem dann, wenn sein markanter Ermittler Tom Thorne mit im Spiel ist. Am Anfang von „Ein Herz und keine Seele“ steht ein scheinbarer Routinefall – der Selbstmord einer jungen Frau, die sich vor einen Zug warf. Für seinen Vorgesetzten ist es eine tragische Geschichte unter vielen, reif für die Akten. Doch Thorne recherchiert weiter, findet auch bald Bestätigung für sein Misstrauen – durch zwei Morde, die in Zusammenhang mit dem Suizid stehen.
Auf dem Cover des Buches ist ein Kartenspiel zu sehen. Es zeigt einen Herzkönig und eine Herzdame. Es ist ein klarer Hinweis auf den weiteren Verlauf der Story – ein Pärchen treibt ein mörderisches Spiel, bei dem die Grenzen zwischen leidenschaftlicher Liebe und tödlichem Hass aufgehoben werden. Eine tempo- und wendungsreiche, blutige Chronik der Obsessionen, die auch beim Lesen allerlei düstere Gelüste weckt. Wer meint, dass exakt dies von Billingham beabsichtigt war, bekommt den Fährtenschein erster Klasse. Werner Krause

Mark Billingham. Ein Herz und keine Seele. Atrium, 464 Seiten, 22,70 Euro.