Runde vier Jahre lang hieß es, die von Donald Trump in die Welt hinausgeblasenen Statements seien nicht mehr parodierbar. Das stimmte ja auch. Der unfassbare Flachsinn und die Realsatire wurden zum uneinholbaren Selbstläufer. Aber nun fand ein angeblicher Whistleblower, der in seinem Buch als „Anonymus“ aufscheint, doch noch eine Möglichkeit, um Onkel Donald zum politischen Witzekönig zu krönen. Mit der Enthüllung der „Trump-Tagebücher“. Das Resultat ist im Bereich der brillanten Hochkomik angesiedelt.

"Drecksrakete"


Das wunderbare Fake-Werk enthält skurrile Briefe aus Trumps Feder, samt Antworten und meist saftigen und empörten Kommentaren. Die Textsammlung könnte durchaus auch den Titel „Onkel Donalds Post aus Entenhausen“ vertragen. Einer der frühesten Briefe (meist auch als Faksimile präsentiert) stammt aus dem Jahr 1969, gerichtet an den Astronauten Neil Armstrong, der bekanntlich als erster den Mond betrat. Trump bittet ihn, die Worte „Donald war hier“ auf den Mond zu schreiben. Aber er erhält eine Abfuhr. Trumps Reaktion: „Ich hoffe, dass er mit seiner Drecksrakete abstürzt und sich alle Zähne ausschlägt, bevor sie explodiert.“

Rhetorische Kinnhaken


In dieser Tonart geht es weiter. Bei Alfred Hitchcock bewirbt sich das selbst ernannte Genie auf Lebzeiten für eine Rolle in „Frenzy“, handelt sich aber einen rhetorischen Kinnhaken ein, von Groucho Marx ebenfalls. Herrlich auch eine Korrespondenz mit dem Maler Norman Rockwell. Trump verfiel auf die Idee, sich von ihm porträtieren zu lassen. Die famose Antwort des Künstlers: „Da ich weiß, wie Sie aussehen, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich keine kubistischen Gemälde anfertige.“
Da zu den weiteren Briefpartnern unter anderem Tom Waits, JohnWayne, Frank Sinatra, Vladimir Nabokov und Osama bin Laden zählen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich doch um Fälschungen handelt. Dies gilt auch für die folgende Korrespondenz mit der Modeschöpferin Jil Sander. Ihr offeriert Trump das von ihm selbst kreierte Aftershave „Success“. Sanders sehr nette Antwort: „Ihr Rasierwasser riecht ein wenig nach Kompost, ein wenig nach nassemAnorak und ein wenig nach totem Pudelpointer.“ Das wiederum klingt ja fast lebensecht. Und äußerst vergnügliche Lektüre zum Liebhaben ist es ohnehin.

Lesetipp: Anonymus. Die Trump-Tagebücher. Hoffmann und Campe. 208 Seiten, 22,70 Euro.