Klappentexte sind ob ihrer peinlichen Lobschwafelei immer mit Vorsicht zu genießen. Und wenn dann auch noch eine bekannte Hollywood-Schauspielerin, nämlich Sarah Jessica Parker, dahersülzt, dass sie dieses Buch an einem Tag verschlungen habe, dann sollten die Alarmglocken schrillen – müssen sie in diesem Fall aber nicht. Denn das auch von der Fachkritik hoch umjubelte und heiß umworbene Debüt der irischen Schriftstellerin Sally Rooney ist tatsächlich ein literarischer Blockbuster und der seltene Glücksfall einer Allianz aus anspruchsvoller Schreibe und höchst vergnüglicher, gleichzeitig herausfordernder Lektüre.
Hier ist eine gewiefte, handwerklich meisterhafte Wortschmiedin am Werk, die viel Gescheites von sich gibt, ohne in aufdringliche Pseudointellektualität abzugleiten. Das Faszinierende an diesem Roman ist die Verschmelzung aus neuem Setting und alten Themen. Im Mittelpunkt stehen die jungen Spoken-Word-Künstlerinnen Frances und Bobbie auf der einen Seite und das etablierte Ehepaar Melissa und Nick – sie erfolgreiche Fotografin, er mittelerfolgreicher Schauspieler – auf der anderen. Frances und Bobbie waren einmal ein Paar, doch jetzt ist Frances eher Nick zugeneigt – und Bobbie eher von Melissa fasziniert. Die neue Welt ist also wunderbar queer, doch die Verstrickungen sind von archaischer Natur und Gewalt: cherchez la femme bzw. cherchez l’homme.
Und während sich der ewige Liebesreigen immer schneller dreht und bald überschlägt, wird viel, sehr viel geredet: über Sex und Freundschaft, über Kultur und Politik, über Familie und Dämonen, über Verführung und Verblendung. Sprachlawinen fürwahr, doch sie sind erstaunlicherweise nicht erdrückend, sondern von berückender Schönheit und zeitloser Relevanz. Am Ende löst sich alles auf, ohne dass es eine verbindliche Lösung gibt – auch das eine gewichtige und gleichzeitig federleichte Schlusspointe der Autorin. Und im Übrigen verschlingt man dieses Buch tatsächlich an einem Tag.
