Die Parallelen sind nicht zu übersehen und auch die lebenslange Freundschaft ist es nicht: Axel Karner und Bernhard C. Bünker stammen beide aus Pfarrhaushalten in Oberkärnten, gehen beide nach der Matura nach Wien, werden Religionslehrer und schreiben im Dialekt: „Er hat mir Mut dazu gemacht, im Dialekt zu schreiben“, erinnert sich Karner an den 2010 verstorbenen Landsmann und Freund.

Dialekt, nicht Mundart, darauf legt der frischgebackene Träger des Humbert-Fink-Preises Wert: „Die Unterscheidung ist politisch zu verstehen“, erläutert er im Gespräch. „Mundart wurde in der Nazizeit missbraucht. Blut- und Bodendichtung kam in Form von mundartlichen Texten daher, und das ist nach dem Krieg mit so einer Wald- und Wiesen-Heimatdichtung weitergegangen.“ Erst als Folge der 68er-Bewegung habe sich ein Autorenkreis gebildet, der sich kritisch mit Themen der Zeit wie Fremdenverkehr, Umweltzerstörung und Ähnlichem auseinandersetzte und für diese Texte den Begriff Dialektliteratur verwendete.
In der Begründung der Juroren Antonio Fian und Josef Winkler wird das Schreiben Karners dementsprechend gewürdigt: „Wir haben es dabei nicht mit Mundartdichtung in bloß regionalem Sinn zu tun, sondern mit hochartifiziellen Sprachgebilden, die ihre Vorbilder in den dialektalen Arbeiten der Wiener Gruppe um Artmann und Achleitner haben und über diese Vorbilder längst hinausgehen“.

1955 in Zlan geboren hatte Axel Karner immer das Gefühl gehabt, ein Beobachter am Rande zu sein, was ihn heute „aus einer reflektierenden Distanz voll Schmerz“ auf seine Kindheit sehen lässt. Die Identitätssuche ging auch in Wien weiter. Dort war er „als Lehrer angehalten, nach der Schrift zu sprechen. Das Schreiben war der Versuch, meine authentische Sprache nicht zu verdrängen.“ Aufgewachsen in einer „relativen Idylle“, aber mit einem feinen Sensorium für Verschwiegenes, findet sich der Poet im Rückblick „irgendwo zwischen Bullerbü und Bergman- oder Haneke-Filmen“ wieder.
Bis zum Äußersten verdichtet ist sein lyrisches Werk, „Musikalität und Rhythmus stehen im Vordergrund, nicht l’art pour l’art, die Brüche ergeben sich thematisch“, erläutert Karner, der je nach Inhalt auch Prosa und in Schriftsprache schreibt („nicht Hochsprache, das ist mir zu wertend“). „Ich komme immer ins Lyrische hinein, auch wenn ich Prosa schreibe!“ Abschließend zitiert er seinen Freund und Mentor Bernhard C. Bünker: „Er sagte: Deine Texte sind ja wie Knochen, da ist nur das Gerippe, keine Haut und kein Fleisch.“