Rechtzeitig zum morgigen Welttag des Buches gab heute Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer die Literaturpreisträger*innen des Jahres 2021 bekannt. Der ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai wird mit dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur ausgezeichnet. Der Outstanding Artist Award für Literatur geht an Lisa Spalt. Der Österreichische Kunstpreis für Literatur wird Barbara Hundegger zuerkannt. Der biennal vergebene Österreichische Staatspreis für Literaturkritik geht 2021 an Stefan Gmünder

„In unserer durch Medien geprägten Welt sind wir bestens informiert und Wissen ist scheinbar mühelos immer und überall auf Knopfdruck abrufbar. Aber wenn wir die Welt kennenlernen wollen, müssen wir uns entweder selber aufmachen oder zur Literatur greifen. Denn in Erzählungen, Romanen und Gedichten wird Welt in Sprache verwandelt. Dort können wir erfahren, wie es anderen ergangen ist oder ergeht, was sie erlebt und empfunden haben“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Gewalt und Gesellschaft

Der Österreichische Staatspreis für europäische Literatur wird für das literarische Gesamtwerk einer europäischen Autorin bzw. eines europäischen Autors verliehen, das international besondere Beachtung gefunden hat. Dotation. Er ist mit 25.000 Euro dotiert. „László Krasznahorkai ist ein Meister der literarischen Intensität. In komplex verflochtenen Sätzen beschreibt er in seinen Erzählungen und Romanen heruntergekommene Wirklichkeiten, enttäuschte Hoffnungen sowie die Gewalt gesellschaftlicher Zusammenhänge. Er entwirft verstörende Panoramen der ungarischen Kleinstadt, begibt sich auf Expeditionen in weit entfernte Weltgegenden und kehrt doch immer wieder zu den Verhältnissen seines Heimatlandes zurück", heißt es in der Begründung der Jury.

Krasznahorkai wurde am 5. Jänner 1954 in Gyula (Ungarn) geboren und lebt heute in Berlin und in der Nähe von Budapest. Zu seinen auf Deutsch übersetzten Werken zählen "Satanstango", "Melancholie des Widerstands", "Der Gefangene von Urga" sowie "Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluss" oder Baron Wenckheims Rückkehr". Im Jahr 2015 wurde der Autor mit dem Man Booker International Prize ausgezeichnet. Er sei "ein visionärer Schriftsteller von außergewöhnlicher Intensität und Stimmumfang", sagte die Juryvorsitzende Marina Warner damals bei der Preiszeremonie.

Der Österreichische Kunstpreis für Literatur indes geht heuer an die Tirolerin Barbara Hundegger. "Herrschaftsverhältnisse stehen genauso im Mittelpunkt ihres literarischen Spiels wie die Phrasenhaftigkeit der Sprache des Alltags. Aber das Spiel mit und um Sprache ist keinem Selbstzweck geschuldet, sondern stellt ein probates Mittel der Analyse und Erkenntnis dar", würdigte die Jury hier die Geehrte, die sich über 15.000 Euro Preisgeld freuen kann. Dabei ehrt der Kunstpreis für Literatur das literarische Gesamtwerk einer österreichischen Autorin oder eines Autors.

Immer wieder die Sprache

Der Outstanding Artist Award hingegen wird alljährlich an eine Autorin oder einen Autor der jüngeren oder mittleren Generation vergeben, wenn diese bereits wichtige Veröffentlichungen vorweisen können. Heuer kann sich Lisa Spalt über die mit 10.000 Euro dotierte Ehrung freuen. "Wie Mikroskope richten Lisa Spalts literarische Werke den Blick auf das Funktionieren von Regeln und Narrationen - und immer wieder und vor allem auf die Sprache", begründete hier die Jury ihre Wahl.

Und schließlich wurde heuer auch wieder der biennal vergebene Österreichische Staatspreis für Literaturkritik zuerkannt, und zwar an Stefan Gmünder. Der in Wien lebende Schweizer ist Literaturredakteur des "Standard" und war auch bereits Mitglied der Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises. Die Ehrung hier ist mit 10.000 Euro dotiert.