Der 1938 in Wien geborene Rudolf Burger arbeitete erst lange als Physiker, und bekleidete später über lange Jahre wichtige Funktionen des österreichischen Geisteslebens. Er war Philosoph, später auch Rektor an der Universität für angewandte Kunst Wien, und stand immer wieder im Licht der Öffentlichkeit: Schuld daran hatte auch Burgers Denken, das nicht stromlinienförmig war. Er eckte gern (vielleicht sogar mit Genuss) an, vertrat Positionen, die man einmal als links, einmal als rechts bezeichnen könnte, und war dennoch keinen Lagern, sondern vor allem dem Denken und der Liebe zur Geschichtsphilosophie zugetan.

"Antifaschistischer Karneval"

Berüchtigt wurde er als Kritiker der Linken, etwa als er die Kritik an der schwarzblauen Regierung als "antifaschistischen Karneval" etikettierte. Die provokanten Formulierungen Burgers fußten auf solidem Fundament. Dass ihm eine oberflächliche Auffassung von Allerweltstoleranz nicht ausreichend erschien, machte ihn ebenso zur Reizfigur wie seine Kritik an der Erinnerungskultur, in der auch eine "moralische Heuchelei" erkannte. Für seinen Skeptizismus standen Denker wie Montaigne und Phyrron von Elis Pate, auch der deutsche Philosoph Odo Marquardt stand ihm nahe.

Burger hinterlässt zahlreiche Schriften, etwa "Wozu Geschichte?Eine Warnung zur rechten Zeit" und "Im Namen der Geschichte. Vom Missbrauch der historischen Vernunft".