Man schrieb den 8. September 1966 als das Raumschiff Enterprise das erste Mal „in Galaxien vordringt, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Sternzeit 1513,1: William Shatner schlüpft in der Folge „Das Letzte seiner Art“ in die Rolle des James T. Kirk, Captain der USS Enterprise NCC-1701.

Dabei war schon Jeffrey Hunter für die Hauptrolle vorgesehen, doch Gene Roddenberry, Erfinder der im Original Star Trek genannten Science Fiction-Serie, wollte nach dem misslungenen Piloten einen etwas weniger hölzernen Captain finden. „Roddenberry rief mich an und sagte, sie haben einen Pilot gedreht, der sich nicht verkauft“, erzählt Shatner in der von ihm gedrehten Dokumentation „The Captains“.

Der klassisch am Theater ausgebildete Shatner macht aus Kirk einen Weltraum-Charmeur, Abenteurer und Sternen-Cowboy mit Phaser statt Colt. Shatner wurde am 22. März 1931 in Montreal, Kanada, geboren und stand im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal auf der Bühne – dabei entdeckte er, dass er dadurch nicht nur Anerkennung vom Publikum, sondern auch von seinem Vater bekam. Für den kanadischen Radiosender CBC begann er in den 1950er-Jahren mit Hörspielen und spielte Märchenprinzen. Seine erste Rolle im Fernsehen bekam er 1951 in dem Film „The Butler’s Night Off“. Er war Mitglied der Stratford Shakespeare Company und debütierte 1956 am Broadway in dem Stück „Tamburlaine The Great“ des britischen Dramatikers Christopher Marlowe.

Weltraumtheater

Die Figur des Kirk, gewitzt und ernst zugleich, war der Mittelpunkt eines großen Weltraumtheaters. Star Trek ist quasi No-Theater im Weltraum: Wenn Kirk die Schweißperlen auf der Stirn stehen, die Trommeln Dramatik erzeugen und es piepst und flötet. Shatner betont aber auch die romantische Seite Kirks, sein Kuss mit Lieutenant Uhura (Nichelle Nichols) ist ein Beispiel für einen frühen TV-Kuss zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau.


Heute ist Star Trek ein weltweites Phänomen, das Captain Kirk als Ahnherr eines Filmkultes ansieht. Die Selbstironie der Schauspieler rund um Shatner  - darunter auch die beiden bereits verstorbenen Leonard Nimoy (Spock) und DeForest Kelly (Schiffsarzt Leonard „Pille“ McKoy) - war ein Element, welches vor allem die Kinofilme ab 1979 herausarbeiteten. Die Filmfreundschaft zwischen Kirk und dem Vulkanier Spock gehört auch zu den großen Leistungen dieser zwei Schauspieler. Shatner besuchte erst 1976 seine erste Star Trek-Convention, die weltweit als große Fanzusammenkünfte veranstaltet werden. Der Schauspieler begegnet dort seinen Fans mit großem Respekt und nimmt die Menschen ernst, die aus einer einfachen Rolle wie der des Captain James Tiberius Kirk einen Kult gemacht haben.

Mehr als Kirk

Bill, wie ihn Freunde nennen, ist aber weit mehr als Kirk: Er schrieb Star-Trek-Romane, erfand mit „Tek War“ seine eigene Science Fiction-Serie, spielte den TV-Polizisten T. J. Hooker, ist exzessiver Twitter-Nutzer seit 2008 (2,5 Millionen Follower) und trat immer wieder als Sänger in Erscheinung. Seine gesprochenen Interpretationen von „Rocket Man“ (Elton John) oder seine Zusammenarbeit mit „Spoken Word“-Guru Henry Rollins stehen beispielhaft für die Wandelbarkeit des William Shatner. Sein Blick ist dabei oft in die Sterne gerichtet, wo alles für ihn begann.

Für seine Rolle des Anwalt Denny Crane in der Serie „Boston Legal“ bekam er einen "Emmy"- und einen "Golden Globe"-Award und damit auch seine späte schauspielerische Anerkennung. In der Dokumentation „Captains“ gesteht er gegenüber Patrick Stewart (Captain Jean-Luc Picard): „Ich bekam keine guten Kritiken (für Kirk), ich kam mir verspottet vor.“ Gegenüber seiner Lebensrolle entwickelte er lange Zeit sogar eine „spöttische Ablehnung“, wie er einmal sagte. Erst als er Stewart als Picard sah, wandelte sich Shatners  Einstellung. Heute ist er stolz, dass man einmal sagen wird: „Er war Captain James T. Kirk.“