Kräftige Farben, expressive Pinselstriche, ein Gefühl von Freude keimt auf - und wird jäh unterbrochen von einem beklemmenden Gedanken: Zu viele Menschen in einem Raum, ohne Abstand, ohne Maske und dann schütteln sie sich auch noch die Hände. Nein, so sollte Alina Sokolovas Werk, das mehrere sich berührende Menschen an einem Tisch sitzend zeigt, eigentlich nicht auf seine Betrachter wirken. Es bietet heute einen ungewohnten Anblick. Dabei beschäftigt es sich - wie die Werke der 15 anderen Künstler aus Österreich und der Ukraine in der Ausstellung im rotor - mit der individuellen Freiheit. Die hat Corona auf den Kopf gestellt. Die Ausstellung, die bis 6. März verlängert wurde, ist Teil einer Zusammenarbeit mit der Municipal Gallery in der ostukrainischen Stadt Charkiw, die wiederum seit 2019 läuft.

Verändertes Licht aufgrund von Corona

"Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was einem anderen nicht schadet", zitieren die Kuratoren Nastia Khlestova und Tatyana Tumasyan von der Municipal Gallery und Margarethe Makovec und Anton Lederer vom rotor in ihrem Statement die Menschen- und Bürgerrechte der französischen Nationalversammlung von 1789. In Zeiten einer Pandemie zu definieren, was einem anderen schadet und was nicht, ist nicht einfach. So erscheinen viele der Werke, die bereits vor der Pandemie entstanden sind, in anderem Licht. Die Fotografie "Das Fest" von Julia Gaisbacherund Paul Bauer zum Beispiel zeigt eine ausgelassene Terassenparty mit bunten Ballons. Unweigerlich poppt das Wort "Cluster" in einem auf.

Künstler lassen sich Freiheit nicht nehmen

Die Freiheit, zu kritisieren lassen sich die Künstler freilich aber nicht nehmen. Wie etwa Michael Heindl mit seinem Videoprojekt "All Now, All Free!": Darin bestellt er alle Materialien für sein neues Kunstwerk - vom Arbeitstisch bis zum Kleber - über Amazon. Nach seinem Schaffen schickt er dann alle Materialien zurück, beruft sich auf das Rückgaberecht und entstanden ist: ein Werk ohne Produktionskosten.

Ein Einblick in Michael Heindls Video
Ein Einblick in Michael Heindls Video © Michael Heindl

Das Gesamtergebnis ist eine Schau, die sich auf die Suche nach der Freiheit in allen Belangen begibt - auch unfreiwillig nach der neuen, coronabedingt abgeänderten Form von Freiheit, die in einem farbenfrohen Werk die Einhaltung der Corona-Regeln überprüfen lässt.

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