Ja, es ist sehr früh im Jahr, um sich über die Weihnachtsfeier Gedanken zu machen. Für gewöhnlich gibt es ab Mitte/Ende November die ersten Tipps wie man sich bei der Weihnachtsfeier zu benehmen hat, in welchem Outfit man eine gute Figur macht oder mit welchem Smalltalk-Thema man auf der sicheren Seite ist.

In Zeiten der Coronapandemie, wenn Abstandhalten zum guten Ton gehört und die Maske das Businessoutfit ergänzt, muss man sich jedoch eher die Frage stellen, ob Firmenfeiern überhaupt stattfinden können und, wenn ja, in welcher Form? Vor allem, da die Corona-Maßnahmen nun wieder verschärft wurden.

"Klein, aber dennoch"

"Eigentlich kann man nur zwei Dinge sagen: Klein, aber dennoch", fasst es Paul Jimenez, Arbeits- und Organisationspsychologe an der Karl-Franzens-Universität in Graz zusammen. Zwar sollten alle gemeinsam an der Eindämmung des Virus arbeiten, trotzdem sei der Gemeinschaftsaspekt auch in der Arbeit nicht zu unterschätzen. "Weihnachtsfeiern sind aus Gemeinschaftsgründen wichtig, es geht ums Zusammenfinden und die Menschen brauchen derzeit mehr als sonst das Gefühl: Wir sind zusammen unterwegs. Wenn eine kleine Gruppe zusammenkommt, dann können wir auch die Vorgaben zur Sicherheit erfüllen und haben dennoch ein gemeinsames Erleben. Und mehr, denn je, auch das Gefühl, dass Führungskräfte da sind. Dies ist vielleicht sogar für die Führungskräfte wieder eine Gelegenheit, mit allen Kollegen in ruhigem Rahmen einfach ungezwungen zu plaudern."

Alternativen: Lob oder Spenden

Viele Unternehmen suchen nun nach sinnvollen Alternativen zur Weihnachtsfeier, wie beispielsweise Geschenke an die Mitarbeiter oder andere kleine Aufmerksamkeiten. Hier ruft der Arbeitspsychologe jedoch zur Vorsicht. "Geschenke sind in einer Organisation meist ein heikler Punkt. Sie können, je nach firmeninterner Kommunikation oder Gemeinschaftsgefühl dazu führen, dass sich Menschen nicht getroffen oder angesprochen fühlen. In der Art: Sie hören uns das ganze Jahr nicht zu und jetzt werden wir abgespeist. Aber das ist wirklich von Firma zu Firma unterschiedlich. Es kommt auch darauf an, ob Mitarbeiter es gewohnt sind, Geschenke zu bekommen." Aber auch bei jenen, die die Geschenke machen, können Geschenke ein Anlass für Unmut sein, nämlich dann, wenn man sich Freude erwartet und kein oder kein gutes Feedback bekommt. Außerdem ist es sehr schwer, eine passende Größenordnung für Geschenke zu finden. Es ist ein schmaler Grat zwischen billig und übertrieben.

Anerkennung und Wertschätzung

Paul Jimenez hat aber eine günstige Alternative: "Lob, Anerkennung und Wertschätzung ist die Basis. Kein Geschenk kann dies ausgleichen und meistens ist Anerkennung und Wertschätzung sehr viel mehr wert als ein Geschenk. Hier gilt: Je konkreter, desto besser. Wenn ein Chef sein Team zusammenruft und für jeden persönlich ein paar Sätze parat hat, ist man auf der sicheren Seite und motiviert so auch seine Mitarbeiter."

© Teamazing

Manche Firmen haben sich entschieden, jene Summe, die in normalen Jahren in die Weihnachtsfeier geflossen wäre, zu spenden. "Hier gibt es die zwei Varianten, dass die Chefetage Projekte vorschlägt oder eben, dass die Mitarbeiter selbst entscheiden können, welche Organisationen von dieser Spende profitieren sollen. Gemeinsam ist hier meist auch besser."

Lösung virtuelle Weihnachtsfeier?

Um alle Mitarbeiter an einer Feier teilnehmen lassen zu können, greifen viele Unternehmen auch auf die Möglichkeit zurück, digitale Weihnachtsfeiern zu veranstalten. Die Mitarbeiter schalten sich hier per Videokonferenz zu. Doch kann eine Weihnachtsfeier ohne festlichen Rahmen, guten Essen und offiziellen Ansprachen im virtuellen Raum gelingen? Vor allem, nach Wochen und Monaten, die viele unglücklich und gezwungenermaßen im Homeoffice verbracht haben?

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Paul Jimenez: "Das hängt stark von den Leuten ab. Die einen können das durchaus spannend finden, die anderen werden wahrscheinlich sagen, dass sie nach diesem Jahr, das Wort virtuell schon nicht mehr hören können. Meine Meinung ist, dass wir uns grundsätzlich an das Virtuelle gewöhnen werden. Nämlich dann, wenn wir es nicht mehr mit dem Zwang der Coronapandemie und des Lockdowns verbinden. Es wird normal werden, nur jetzt ist es so stark  mit dem Aspekt verknüpft, dass wir es machen müssen, weil wir das andere, persönliche, gerade nicht machen können. Bei Weihnachtsfeiern bin ich aber eher skeptisch. Nur kann man das ja erfragen und gemeinsam überlegen."

Weihnachtsfeier, Wlan sei Dank

Wie so eine Feier im virtuellen Raum aussehen kann, zeigt das Startup Teamazing, das seit 2014 Firmenevents verschiedenster Art wie zum Beispiel Teambuilding-Seminare anbietet. Nachdem die Mitarbeiter heuer auch stark von den Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen betroffen waren, hat man die Veranstaltungen einfach in den digitalen Raum transferiert.

Die Idee, digitale Weihnachtsfeiern ins Programm aufzunehmen kam in dem Startup vor drei Wochen auf. Seither ist der Advent gut gebucht. "An manchen Tagen haben wir vier bis fünf Feiern gleichzeitig", verrät Gründer und Geschäftsführer Paul Stanzenberger. Derzeit arbeitet man beispielsweise an einem Konzept für die deutsche Bahn mit 1300 Teilnehmern. Im Schnitt liegt die Höchstteilnehmerzahl allerdings bei 500.

Essen mit Gutschein per Lieferservice

Der Ablauf der Feier ähnelt nur zu Beginn der klassischen Weihnachtsfeier. Von Zuhause aus gibt es per Videokonferenz zuerst einen offiziellen Teil mit Ansprachen. Danach können Unternehmen aus  verschiedenen Entertainment-Programmen auswählen für die die Teilnehmer in Teams eingeteilt werden.

Man kann entweder einen Lebkuchenhausbausatz zusammenbauen, den man vorab nachhause geschickt bekommt. Die fertigen Häuser müssen schließlich ein Dorf bilden. Bei einem anderen Spiel geht es darum Türme aus Alltagsgegenständen zu bauen. Sie werden umgeworfen, müssen aber im Team eine Abfolge bilden.

Paul Stanzenberger: "Dieses Jahr ist kein normales Jahr, deswegen nehmen wir es mit Humor. Unser Motto ist digital, aber trotzdem zusammen, deswegen haben wir uns auch bemüht bei den Übungen auf Gemeinschaft zu setzen."

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Auch für die nicht zu vernachlässigende kulinarische Frage hat man eine Lösung gefunden. "Man kann den Teilnehmern Gutscheine für Lieferdienste zukommen lassen, sodass man an diesem Tag auch gemeinsam essen kann", so Paul Stanzenberger.