Die Pandemie zeitigt viele Auswirkungen - nicht nur im medizinischen Bereich. Die sozialen Folgen sind noch lange nicht vorbei. Wenn sich auch die Wirtschaft wieder erholt hat und sich die Zahl der Arbeitslosen vorerst unter dem Vorkrisenniveau einpendelt, bleibt eine große Gruppe von Menschen auf der Strecke. Es sind Langzeitarbeitslose und die Einkommensschwache, für die steigende Preise, vor allem im Bereich Energie und Wohnen große, oft unüberwindbare Hürden werden.

Viele Menschen konkret von Armut bedroht

In Kärnten lebten bereits im Vorjahr 86.000 Menschen unter der Armutsgrenze, das sind erschreckende 15 Prozent der Bevölkerung. 253.000 Betroffene waren gefährdet, in Armut zu rutschen.
Deshalb hat das Bürgerservice des Landes Kärnten - auch im 21. Jahr Partner der Spendenaktion - beschlossen, dieser Gruppe als „Pate“ beizustehen. „Kärntner in Not“ hat den Fokus immer auf die einkommensschwachen Haushalte gelegt, doch die Situation verschärft sich, wenn durch sinkende Einnahmen, etwa durch lange Kurzarbeit, nicht mehr den um 20 Prozent steigenden Energiekosten, den um 10 Prozent angezogenen Mieten und der Teuerung durch die Inflation von drei Prozent Herr zu werden ist.
Veranschaulicht kann die Entwicklung durch konkrete Beispiele aus der täglichen Arbeit von „Kärntner in Not“ werden: Eine Alleinerzieherin, Mutter von zwei schulpflichten Kindern, war fast ein Jahr lang in Kurzarbeit, zudem erhält sie die Alimente nur unregelmäßig. Dadurch ist sie mit dem Konto immer mehr ins Minus gerutscht, mittlerweile sind gesundheitliche Probleme dazugekommen, sie kann sich die Physiotherapie nicht leisten. Eine Bezieherin von Notstandsgeld, das durch Sozialhilfe aufgestockt wird, hat eine hohe Stromrechnung wegen der Infrarot-Heizung. Sie sucht an, ihr beim Umstieg auf einen Pelletsofen zu helfen, die Kosten von 1090 Euro kann sie alleine nicht stemmen.
Eine Pensionistin, die Invaliditätsrente mit Ausgleichszulage bezieht, hatte bereits mit den Heizölkosten zu kämpfen. Sie will deshalb in ihrer Genossenschaftswohnung eine Infrarotheizung installieren. Ein Fitnesstrainer verlor seine Arbeit und muss mit 26,38 Euro AMS-Taggeld über die Runden kommen. Damit sein Kind am Wochenende bei ihm übernachten kann, war ein Umzug in eine größere Wohnung erforderlich: Die Kaution von 1000 Euro war aber unerschwinglich. In all diesen Fällen haben„Kärntner in Not“ und „Hilfe in besonderen Lebenslagen“, der Sozialfonds des Amtes der Landesregierung, geholfen.

Unterstützungsbedarf in mittlerweile vielen Schichten

„Wir haben heuer bereits 1,7 Millionen für Haushalte und Einzelpersonen ausgezahlt“, sagt Sozialreferentin Beate Prettner. „Auffallend ist, dass viele Einzelunternehmer Hilfe beantragen müssen. Und ebenso auffällig ist, dass es sich bei der Hälfte der Antragsteller um alleinstehende Personen handelt“. Raimund Schnablegger, als Sachgebietsleiter zuständig für die Soforthilfe, musste feststellen, dass heuer Personen aus Bereichen, die vor Corona kaum einen Unterstützungsbedarf hatten, plötzlich ansuchten, zum Beispiel Kfz-Mechaniker oder Kellner. Ein Phänomen schlug ebenfalls vermehrt auf, die „Working poor“: Menschen mit mehreren Jobs. Wenn nur einer davon wegfällt, ist die finanzielle Krise enorm. „Wir haben für umfassende Hilfe die zuerkannten Beträge verdoppelt“, so Prettner, damit umfassend Hilfe geleistet werden kann. Inhaltlicher Schwerpunkt ist  das Thema Wohnen: Kautionen, Mietrückstände, Heiz- und Betriebskosten-Nachzahlungen.
Auf Vermittlung des Bürgerservice wird „Kärntner in Not“ diesen Betroffenen auch 2022 mit Unterstützungen in ihren Notfällen zur Seite stehen.