Sie waren sechs Jahre alt, als sie mit ihrer Familie 1942 von SS und bewaffnetem Militär gemeinsam mit anderen Familien der Kärntner Slowenen in einem Viehwaggon ins Sammellager Ebenthal und später in das Zwangsarbeiterlager Eichstätt deportiert wurden. Ihre erkrankte 8-jährige Schwester Veronika wurde vom Lagerarzt durch eine Injektion ermordet. Haben Sie das je überwunden?
KATJA STURM-SCHNABL: Der Tod meiner Schwester im Arm unserer Mutter wurde zum Trauma der ganzen Familie und bleib für jeden eine lebenslange offene Wunde. Als Kind habe ich die  Betroffenheit der Angehörigen mitgefühlt. Der vielfache Schmerz, den ich miterlebte, lastete auf der Seele. Ich hatte jeden Tag Angst, dass meine Mutter am Abend nicht von der Zwangsarbeit zurückkehrte. Viele wurden ja in ein Konzentrationslager verbracht. Mein ganzes Leben war von den Traumata bestimmt. Erst 1996 im Alter von 60 Jahren als die jüdische Kultusgemeinde das psychosoziale Zentrum Esra gründete, bekam ich in einer Gruppe für „child survivors“ eine adäquate Therapie. Nach zehn Jahren Therapie konnte ich endlich über meine Erlebnisse der Nazizeit sprechen und seit 2006 bin ich als Zeitzeugin an Schulen tätig.