Es scheint, 2022 müssten wir uns von einer altbekannten Redensart verabschieden. Denn die Phrase „so dumm wie ein Goldfisch“ dürfte laut neuen Forschungserkenntnissen nicht mehr sehr zutreffend sein. Der Hintergrund? Ein israelisches Forscherteam der Ben-Gurion-Universität entwickelte ein sogenanntes FOV. Die Abkürzung steht für „Fish-Operated Vehicle“, also ein Fahrzeug, das von Fischen gesteuert wird.

Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass Goldfische tatsächlich in der Lage sind, „an Land“ zu navigieren, nachdem ihnen das Steuern des Fahrzeuges beigebracht wurde. „Die Forscher testeten, ob der Fisch wirklich navigierte, indem sie ein deutlich sichtbares Ziel an der Wand gegenüber dem Becken anbrachten“, erläutert die Universität auf ihrer Webseite. Schon nach einigen Tagen des Trainings hätten die Fische zum Ziel navigiert. Damit es für die Fische nicht zu einfach wurde, wurden Hindernisse aufgestellt oder versucht, sie mit falschen Zielen zu täuschen – alles kein Problem für den Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfen.

Die Studie, die in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Behavioural Brain Research“ veröffentlicht wurde, führte die Forscher zu zwei Schlussfolgerungen: „Die Studie deutet darauf hin, dass die Navigationsfähigkeit universell und nicht spezifisch für die Umgebung ist. Des Weiteren zeigt sie, dass Goldfische die kognitive Fähigkeit besitzen, eine komplexe Aufgabe in einer Umgebung zu erlernen, die völlig anders ist als die, in der sie sich entwickelt haben.“ Nachsatz: „Jeder, der schon einmal versucht hat, Fahrradfahren oder Autofahren zu lernen, weiß, dass dies anfangs eine große Herausforderung ist“, sagte Shachar Givon, Doktorand im Fachbereich Biowissenschaften an der Fakultät für Naturwissenschaften. 

Wie auch im Video zu erkennen ist, geben ein Computer, eine Kamera und Elektromotoren dem Fisch die Kontrolle über das allradbetriebene Fahrzeug. „Am Anfang waren die Fische verwirrt. Aber sie begriffen schnell, dass es einen Zusammenhang zwischen ihrer Bewegung und der Bewegung der Maschine, in der sie sich befinden, gibt“,erklärt Givon gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Im Zuge des Experiments erhielten sechs Goldfische jeweils zehn Fahrstunden. Für das Erreichen des Ziels gab es als Belohnung Futter, dabei schlugen sich einzelne Exemplare besser als andere. „Es gab sehr gute Fische, die hervorragende Leistungen erbrachten, und mittelmäßige Fische, die das Fahrzeug zwar beherrschten, aber weniger gut fahren konnten“, sagt Biologieprofessor und Neurowissenschaftler Ronen Segev, Co-Autor der Studie. Sein ganz persönliches Learning: „Wir Menschen halten uns für etwas ganz Besonderes und Fische für primitiv – aber das ist nicht richtig. Es gibt noch andere sehr wichtige und sehr kluge Lebewesen.“