Es ist die erste Nacht des Kurzurlaubs von Susan und ihrer Enkelin, als kurz vor 21 Uhr das Telefon klingelt. Am anderen Ende ist der wütende Besitzer des Hotels, in dem die beiden nächtigen. "Dieser Typ hat sich schrecklich aufgeregt und mir gesagt, er würde mich rauswerfen - die Polizei sei auf dem Weg", sagt Susan dem US-Fernsehsender WKYC. Was wie eine leere weil skurrile Drohung klingt, wurde kurz darauf Realität: In Pyjamas gekleidet wurden die Kurzurlauber von der Polizei aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Der Grund? Eine schlechte Online-Hotelbewertung nach dem Check-In.

Passiert ist das Ganze im kleinen Ort Helen im US-Bundesstaat Georgia. Das 510-Einwohner-Dorf ist bei amerikanischen Touristen sehr beliebt, denn die ehemalige Holzfällerstadt erstrahlt heute ganz im Stil eines bayerischen Alpendorfs. Auch wenn die Atmosphäre in Helen passte, so wies das Hotel im Auge der 63-Jährigen durchaus einige Mängel auf. "Etwas heruntergekommen, Pool nicht geöffnet, Toilette spült nicht richtig." Das waren die verhängnisvollen Worte auf der Seite des Hotel-Portals, über das Susan den Urlaub buchte. Die Krönung: Sie vergibt nur 3 von 5 Sterne.

Laut Gesetz alles rechtens

"Können die mich wirklich mitten in der Nacht aus dem Hotel werfen, weil ich nur 3 von 5 Sterne gegeben habe?", stellte Susan dem Polizisten noch am 'Tatort' die brennendste aller Fragen. "Alles rechtens", heißt es darauf vonseiten der Gesetzeshüter. Auch im offiziellen Polizeibericht lautet die Begründung des Rauswurfs, die Dame hätte dem Hotel eine schlechte Bewertung gegeben. Schuld ist eine unspezifische Formulierung im Gesetzestext, die extreme Interpretationen wie diese zulässt.

Schon im Februar dieses Jahres führte eine negative Bewertung im Internet zu saftigen Konsequenzen. Ein Brite hinterließ auf der Bewertungsseite "Trustpilot" eine schlechte Bewertung für eine Anwaltskanzlei, weil er "im Voraus für eine juristische Einschätzung" bezahlt habe, aber lediglich Informationen zurückbekommen habe, die er ihnen ohnehin schon geschickt habe - nur neu formuliert. "Man kann mehr aus YouTube und Foren lernen, und das umsonst. Als das Geld überwiesen war, hat die Kanzlei jedes Interesse am Fall verloren." Sein Fazit: "Totale Geldverschwendung", er habe es mit "einem betrügerischen Anwalt" zu tun.

Daraufhin zog die Anwaltskanzlei vor Gericht und gewann den Prozess. Insbesondere die letzten beiden Bezeichnungen sah der Richter als strafbare Verleumdung an. Infolgedessen musste er dem Unternehmen 25.000 Pfund (fast 30.000 Euro) Strafe zahlen.