Das brandaktuelle Thema wird vielerorts hitzig diskutiert, nun geht Tübingen im Zentrum Baden-Württembergs voran: Bürgermeister Boris Palmer (Grüne) will Autos weitgehend aus der Stadt verbannen und setzt nun in einem im Stadtrat mit den anderen Parteien errungenen Kompromiss bei den Parkgebühren an.

Wuchtige Autos kosten

Bislang schlug "Anwohnerparken" mit 30 Euro zu Buche, künftig zahlen die Einwohner der 89.000-Einwohner-Stadt 120 Euro. Hat man ein Fahrzeug mit mehr als 1,8 Tonnen Gewicht, in den meisten Fällen wird es sich um ein SUV handeln, werden 180 Euro fällig. Die kostenrelevante Grenze von 1800 Kilogramm überschreiten bereits manche mittelgroßen Autos, wie einige 3er-BMW oder der Mercedes GLC.

"Es soll einen spürbaren Unterschied geben zwischen kleinen Stadtfahrzeugen und großen Geländewagen, die eigentlich in der Stadt nicht zwingend benötigt werden", fordert Palmer. Der Bürgermeister machte klar, dass der deutlich höhere Preis auch für Elektroautos gelte, allerdings wegen ihren per se schweren Batterien erst ab zwei Tonnen. Man dürfe für sie keine Ausnahme machen - es gehe hier um Stellplätze.

Palmer wird in aktuellen Interviews sehr deutlich, wenn er sich an seine Bürger richtet: "Ihr habt die Straße nicht bezahlt. Ihr bezahlt nicht  genug Steuern. Euer Lieblingsgefährt wird massiv bezuschusst, von allen Steuerzahlern und den kommenden Generationen. Wenn die Preise die Wahrheit sagen würden, müsste ein Stellplatz nicht 30 Euro im Jahr kosten, sondern 3000."

Skonto für sozial Schwache

Mit der Forderung nach einer noch viel höheren Gebühr war Palmer nicht durchgekommen: Ursprünglich wollte er die Kosten für das "Anwohnerparken" auf 360 Euro erhöhen. Der Kompromiss steht nun, der Politiker betont aber, dass er die 120 bzw. 180 Euro Gebühr "noch immer viel zu günstig" finde. Vergünstigungen sind für sozial Schwache eingeplant.

Seit einigen Monaten können Städte in Baden-Württemberg eigene Gebühren für das Anwohnerparken festlegen - Freiburg etwa hat eine Erhöhung auf 360 Euro anvisiert. Tübingen will bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden - zusätzliche Einnahmen aus Parkgebühren sollen dabei helfen, neuen Platz schaffen und nicht zuletzt die Luftqualität verbessern.

In Österreich waren die nicht für Sparsamkeit bekannten SUV im Vorjahr mit Abstand die beliebteste Kategorie für Neuwagen - mit einem Anteil von 31,5 Prozent und 78.403 Fahrzeugen. Dahinter: die Kompaktklasse mit 25,5 Prozent (63.333 Fahrzeuge) und der Kleinwagen mit 19,5 Prozent (48.480 Fahrzeuge).