Das Wochenende gehörte den Aktivisteninnen und Demonstranten. Tausende (keineswegs nur junge) Menschen gingen in den vergangenen Tagen in Glasgow auf die Straße, um Botschaften an die Delegierten zu senden, die im Inneren des Scottish Event Campus seit einer Woche um die Rettung der Welt vor dem Klimawandel verhandeln. Unter den Protestierenden war auch die Schwedische Aktivistin Greta Thunberg, die den Handelnden einmal mehr vorwarf, heiße Luft zu produzieren.

Was also ist von der zweiten Verhandlungswoche der COP26 zu erwarten, die nun startet? Abseits von Nebenvereinbarungen (etwa zur Methanreduktion oder zum Schutz der Wälder) ist bislang nur im Bereich der Klimaziele der einzelnen Staaten Bewegung zu erkennen. Mehrere Nationen haben ihre CO2-Reduktionspläne nachgeschärft. Analysen der Internationalen Energieagentur (IEA) ergaben, dass sich die Welt um rund 1,8 Grad erwärmen dürfte, sofern die Ankündigungen umgesetzt werden. Vor Beginn der Konferenz war die UNO anhand der bis dahin vorliegenden Zusagen noch von 2,7 Grad Erwärmung ausgegangen.

Der heiße Artikel 6

Gerettet ist die Welt damit freilich nicht. Denn erstens existieren die Ziele bislang nur auf dem Papier. Sie in tatsächliche Maßnahmen zur Emissionsminderung zu übersetzen, obliegt den einzelnen Staaten selbst. Zweitens herrscht unter den Staaten große Uneinigkeit in der zentralen Frage, welche internationale Regeln künftig beim Abbau der CO2-Emissionen gelten sollen. Konkret spießt es sich am Artikel 6 des Regelbuchs zum Pariser Abkommen, über den seit Jahren keine Einigung erzielt werden kann. So pochen in Glasgow etwa die arabischen Ölförderstaaten wie auch Japan und Brasilien darauf, sich für die Zukunft CO2-Gutschriften aus der Zeit des Kyoto-Protokolls anrechnen lassen zu können. Die meisten Entwicklungsländer wie auch die EU und die USA sind strikt dagegen. Die Befürchtung: Eine Vermischung der Systeme beim Emissionshandel würde das Pariser Abkommen, das im Vorjahr das Kyoto-Regime ablöste, verwässern und Schindluder Tür und Tor öffnen.

Ebenso offen ist, auf welche Zeitspannen die Staaten ihre Klimaziele künftig ausrichten sollen. Bisher herrscht hier keine Einheitlichkeit, es gibt Ziele über zehn, 20 und auch 30 oder 40 Jahre. Das macht die Zusagen schwer vergleichbar. Inzwischen sind zwar die meisten Staaten (so auch die EU, Russland und Japan) darauf eingeschwenkt, für einheitliche kurze Intervalle von fünf Jahren einzutreten, was die Verbindlichkeit der Zusagen erhöhen soll. Doch dem Vernehmen nach sperrt sich Saudi Arabien nach wie vor gegen die Fünf-Jahres-Ziele und will die doppelte Zeitspanne.

Das liebe Geld

Hart zur Sache geht es in dieser Woche auch in der Frage der Klimafinanzierung. Streitpunkt ist unter anderem, wie viel Geld in den Klimaschutz und wie viel in die Anpassung für die Klimafolgen fließen soll. Ein finales Dokument zu all diesen Fragen soll von den ab heute in Glasgow eintreffenden Ministern (siehe Infobox oben) am Freitag verabschiedet werden. Findet sich bis dahin kein Konsens, ist auch eine Konferenz-Verlängerung nicht ausgeschlossen.