Fast 98 Prozent seiner benötigten Elektrizität bestreitet Schottland mit erneuerbaren Energien. Vom „Saudi-Arabien für Erneuerbare“ sprechen schottische Politiker gerne scherzhaft. Der Gastgeber der UN-Klimakonferenz COP25 geht lange schon mit gutem Beispiel voran. Regierungschefin Nicola Sturgeon führt die Energieautonomie besonders gern ins Treffen, wenn es um die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich geht. Spätestens Ende 2023 will sie ein neues Unabhängigkeitsreferendum abhalten, befeuert von den Folgen des Brexit – zwei Drittel der Schotten waren ohnehin gegen die Abspaltung Großbritanniens von der EU. Doch fürs Erste habe noch die Bewältigung der Coronakrise Priorität, sagte sie kürzlich zur BBC.



Sturgeon, Jahrgang 1970, steht für Veränderung. Schon als 16-Jährige trat sie aus Zorn über die Politik der „Eisernen Lady“, Margaret Thatcher, die nur die „soziale Ungleichheit“ gefördert habe, der Schottischen Nationalpartei SNP bei. 1999 wurde die Tochter eines Elektrikers, die mit SNP-Geschäftsführer Peter Murrell verheiratet ist, erstmals in das junge schottische Parlament gewählt. 2014 trat sie als erste Frau an die Spitze der schottischen Regierung, 2016 gewann sie erneut, wie auch heuer im Mai. Als Regierungschefin des Landes hinter dem Hadrianswall sieht sich die Juristin als Stachel im Fleisch der britischen Regierung. In London gingen ihr die Uhren einfach zu langsam. Die Regierung des Vereinigten Königreichs wolle 2050 klimaneutral sein, „wir in Schottland wollen das bis 2045 erreichen“, erklärte sie kürzlich im „profil“.

Die schottische Regierungschefin ist davon überzeugt, dass das COP26-Treffen in Glasgow „die größte, wenn nicht letzte Chance für die Welt“ sei, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Die resolute 51-Jährige fordert „ein gutes Resultat“ der Weltklimakonferenz und betont: „Wer in Glasgow nur redet und nicht liefert, wird schnell erwischt werden.“