Ohne Zuschauer im Stadion wurden die Olympischen Sommerspiele in Tokio eröffnet. Es war eine vergleichsweise stille Eröffnung. Nur Japans Kaiser Naruhito, einige Ehrengäste und wenige Journalisten durften dabei sein. Naruhito erklärte, er habe „tiefsten Respekt“ für alle Olympia-Teilnehmer, die trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie nach Japan gekommen sind.

Naruhito ist das Oberhaupt der ältesten Erbmonarchie der Welt. Sein Großvater Hirohito wurde noch als Gott verehrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, laut Nachkriegsverfassung von 1947, die dem ostasiatischen Land von den USA aufgedrückt wurde, verlor der Kaiser den Gottstatus und auch jede politische Macht. Offiziell hat der Kaiser nur noch Symbolfunktion, er bleibt meist im Hintergrund.

Dass sich Naruhito in der Coronapandemie allerdings nur selten an die Bevölkerung gewandt hat und ihr Mut zusprach, sorgt mittlerweile für heftige Kritik. Zwar war in Japan im Gegensatz zu Spanien oder Großbritannien die Abschaffung der Monarchie noch nie ein Thema, aber auch das Interesse für die Monarchen hält sich im Land von Sony, Sushi und Samurai in Grenzen, das Kaiserhaus ist den meisten Japanern gleichgültig.

Naruhito und seine Frau Masako folgen zwar dem strengen Hofprotokoll, sind im Grunde aber ein weltgewandtes, modernes Paar, beide haben im Ausland studiert. Prinzessin Masako konnte sich nur schwer in das rigide japanische Protokoll eingliedern. Viele Jahre lastete außerdem der Druck von Japans Traditionalisten auf ihr, einen männlichen Thronfolger zu gebären. Töchterchen Aiko zählte nicht.

Soll auch eine Frau Chance auf Chrysanthementhron haben?

Masako ging in die innere Emigration. Nun richtete Japans Regierung eine Kommission ein, die sich mit der Thronfolgeproblematik befasst. Es wird geprüft, ob nach mehr als 2600 Jahren künftig auch eine Frau die Chance auf den Chrysanthementhron haben sollte. Dabei ist in Japan aller Anfang weiblich. Der Legende nach stammt Japans Königshaus von der Shinto-Sonnengöttin Amaterasu ab.