Szekeres urgierte "Impfverordnungen, beispielsweise für bestimmte Berufsgruppen, oder für Menschen, die in der Öffentlichkeit agieren. Wenn Aufklärung nicht hilft, muss der Gesetzgeber einschreiten". In ganz Österreich befanden sich laut Gesundheitsministerium zuletzt 839 Patientinnen und Patienten mit einer Covid-Erkrankung im Spital, davon 219 auf einer Intensivstation. So viele Intensivpatienten meldete der Krisenstab der Regierung zuletzt am 25. Mai (218). Damals klang die dritte Infektionswelle gerade aus.

Freilich waren im Frühjahr noch deutlich weniger Menschen geimpft. Dementsprechend lagen am Höhepunkt der Frühjahrswelle Mitte April drei mal so viele Covid-Kranke auf den Intensivstationen wie heute (611), obwohl die Zahl der vom Krisenstab gemeldeten aktiven Erkrankungen insgesamt nur um die Hälfte höher war (31.000 am 23. April gegenüber 23.000 am 20. September). Nach Angaben der Spitalsträger sind die meisten Intensivpatienten ungeimpft.

"In Wien müssen bereits Operationen verschoben bzw. an private Spitäler ausgelagert werden. Mehr als 600 Schulklassen wurden in Quarantäne geschickt. Offensichtlich gibt es Probleme bei den Testungen. Und noch immer gibt es Lehrer, die nicht geimpft sind", fasste der Präsident der Wiener und Österreichischen Ärztekammer die Lage aus seiner Sicht zusammen. Der Wintertourismus wollte eine starke Saison - ob das aber möglich sei, entscheide "nicht die Politik, sondern das Virus". "Wahrscheinlich haben zu viele die Causa Ischgl vergessen", mutmaßte Szekeres.

Mit den noch immer erst nur knapp 60 Prozent zweifach Geimpften "liegen wir im europäischen Vergleich im unteren Drittel, ähnlich wie Staaten aus dem ehemaligen Osteuropa", kritisierte er. Ohne rasche Erhöhung der Impfquote könne man "nichts anderes tun als abwarten, bis sich alle Nicht-Geimpften infizieren und erkranken, zum teil schwer". Ob die Krankenhäuser das schaffen, sei fraglich. "Wir dürfen nicht in eine Situation geraten, wo Menschen, die dringend ein Intensivbett brauchen würden, entweder, weil sie schwer erkranken oder einen Unfall erleiden, kein Bett bekommen", appellierte Szekeres.