Papst Franziskus startet an diesem Donnerstag zu seiner 35. Auslandsreise. Er besucht Zypern und Griechenland. Es ist die erste Reise, die Franziskus zum zweiten Mal an dasselbe Ziel führt, nämlich auf die griechische „Flüchtlingsinsel“ Lesbos. Das Thema Migration ist eines der Leitmotive dieser Reise.

Schon 2016, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, besuchte der Papst die Ägäisinsel. Sie war damals der wichtigste Anlaufpunkt für Flüchtlinge, die über das Mittelmeer in die EU kamen. Fast 15 000 Flüchtlinge lebten zeitweilig im berüchtigten Lager Moria. Das Camp gibt es nicht mehr, es brannte im September 2020 ab. Heute leben noch etwa 3000 Migranten in einem provisorischen Zeltlager, ein dauerhaftes Flüchtlingscamp mit Wohncontainern ist im Bau.

Verschärfte Situation

Anderswo hat sich die Situation dagegen verschärft, etwa an der Grenze zwischen Weißrussland und Polen. Deshalb rief Franziskus jetzt vor seiner Reise zu Solidarität mit Flüchtlingen auf. „Ich denke an alle, die vor Krieg und Armut nach Europa fliehen und nicht auf Gastfreundschaft stoßen, sondern auf Feindseligkeit“, sagte der Papst in einer Videobotschaft. Er komme noch einmal nach Lesbos, weil er überzeugt sei, „dass Geschwisterlichkeit und Integration zusammengehören“.

Auch beim Besuch auf Zypern, wo die fünftägige Papst-Reise an diesem Donnerstagnachmittag beginnt, geht es um das Thema Migration. Im Süden der geteilten Mittelmeerinsel registrierte man in den ersten zehn Monaten dieses Jahres fast 11 000 Flüchtlinge, 38 Prozent mehr als im Vorjahr. Papst Franziskus will anlässlich seines Besuchs 50 Migranten von Zypern nach Italien bringen.

Mit Griechenland und Zypern besucht der Papst eine Weltgegend, die in den Anfängen der Christenheit eine große Bedeutung hatten. Viele Katholiken trifft der Papst hier aber nicht an. Beide Länder sind orthodox geprägt. Im Süden Zyperns, der von ethnischen Griechen besiedelt ist, ist die Orthodoxie ebenso Nationalreligion wie in Griechenland. Den Nordteil Zyperns, der von muslimischen ethnischen Türken bewohnt wird und seit der Invasion von 1974 unter türkischer Besatzung steht, besucht der Papst nicht.

Trennung der orthodoxen und der katholischen Kirche

Ein gemeinsames Gebet oder einen Gottesdienst mit orthodoxen Geistlichen wird es weder in Nikosia noch in Athen geben. Seit dem Schisma, der Trennung der orthodoxen und der katholischen Kirche im Jahr 1054, hat es viele Anläufe zu einer Wiederannäherung der christlichen Konfessionen gegeben. Die orthodoxen Kirchen Zyperns und Griechenlands lassen daran jedoch wenig Interesse erkennen. Große Teile des griechisch-orthodoxen Klerus lehnen jede Form von Kontakten mit der katholischen Kirche ab.

Dennoch beschwor der Papst in einer Videobotschaft vor seiner Reise den Geist der Ökumene, des Miteinanders der christlichen Konfessionen. Er sprach von den bevorstehenden Begegnungen mit den orthodoxen Kirchenführern als einer „apostolischen Geschwisterlichkeit, die ich mir sehr ersehne und der ich großen Respekt zolle“.