Barbados hat sich zum 55. Unabhängigkeitstag eine neue Staatsform verpasst - die Karibikinsel sagte sich von der britischen Monarchie los und erklärte sich zur parlamentarischen Republik. Im Beisein des britischen Thronfolgers Prinz Charles wurde in der Nacht auf Dienstag die Richterin Sandra Mason feierlich als erste Präsidentin und neues Staatsoberhaupt von Barbados vereidigt. Auch Popstar Rihanna war bei der Zeremonie dabei. Mottley verkündete, dass die barbadische Sängerin, die auch Sonderbotschafterin ihres Landes ist, in den Orden der Nationalhelden aufgenommen werde.

Premierministerin Mia Amor Mottley sagte am Samstag in einer Rede, die Gründung der Republik markiere einen Schritt vorwärts für Barbados. Die Bürger müssten sich jedoch Herausforderungen wie Ungleichheit und Klimawandel mit derselben Leidenschaft stellen, mit der sie im 20. Jahrhundert nach der Unabhängigkeit gestrebt hätten.

Die seit 2018 amtierende Generalgouverneurin Mason hatte im September 2020 den formalen Bruch mit der britischen Krone angekündigt. "Es ist an der Zeit, unsere koloniale Vergangenheit vollständig hinter uns zu lassen", sagte sie.

Die bisherige Generalgouverneurin Sandra Mason löst Queen Elizabeth II. als Staatsoberhaupt ab
Die bisherige Generalgouverneurin Sandra Mason löst Queen Elizabeth II. als Staatsoberhaupt ab © AFP

Ein Sprecher des Buckingham-Palastes erklärte damals, dies sei "eine Angelegenheit der Regierung und der Bevölkerung von Barbados". Prinz Charles hat in seiner Funktion als künftiges Commonwealth-Oberhaupt an der Zeremonie teilgenommen. Barbados wird auch künftig Mitglied dieses losen Verbundes von 54 Staaten mit einer Gesamtbevölkerung von rund 2,5 Milliarden Menschen bleiben. In einer Botschaft der Queen in der Nacht zum Dienstag hieß es, die Königin übermittle Glückwünsche an die Barbadier.

Der barbadische Historiker Sir Hilary Beckles sprach laut Reuters von einem historischen Moment: "Das ist das Ende der Geschichte kolonialer Ausbeutung von Geist und Körper." Die Menschen auf der Insel hätten nicht nur um Freiheit und Gerechtigkeit gekämpft, sondern auch darum, "sich von der Tyrannei imperialer und kolonialer Autorität zu entfernen".

Prinz Charles hat in seiner Funktion als künftiges Commonwealth-Oberhaupt an der Zeremonie teilgenommen
Prinz Charles hat in seiner Funktion als künftiges Commonwealth-Oberhaupt an der Zeremonie teilgenommen © AFP

Es ist das erste Mal seit fast drei Jahrzehnten, dass sich wieder ein Land von der britischen Krone lossagt: Zuletzt war Mauritius, das 1968 unabhängig geworden war, im Jahr 1992 eine Republik geworden. Auch Mauritius verblieb im Commonwealth.

Die nunmehr 95-jährige Elizabeth II. hat Barbados im Laufe ihrer langen Regentschaft mehrfach besucht und laut dem Buckingham-Palast "eine einzigartige Beziehung zu dieser östlichsten der karibischen Inseln". Auch andere Mitglieder der königlichen Familie waren - oft in Vertretung der Monarchin - immer wieder dort zu Gast, etwa 2016 der Queen-Enkel Prinz Harry, der damals auch an den Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum der Unabhängigkeit teilnahm.

Nach dem offiziellen Abschied von Barbados ist die Queen künftig weiterhin Staatsoberhaupt von insgesamt 15 Ländern: Neben dem Vereinigten Königreich sind dies Australien, Kanada, Neuseeland, Antigua und Barbuda, Belize, Grenada, Jamaika, Papua-Neuguinea, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, die Salomonen, die Bahamas und Tuvalu.