Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer kamen am Donnerstag in der Früh in den Apostolischen Palast, wo unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Gespräch mit dem katholischen Kirchenoberhaupt stattfand. Merkel sagte anschließend mit Blick auf Missbrauchsskandale, die Kirche müsse ihre Glaubwürdigkeit erhalten.

Dies sei auch deswegen wichtig, weil sie bei vielen Herausforderungen ein wichtiger Partner sei, sagte Merkel laut Kathpress. Für sie bleibe es ermutigend, dass die Kirche weiterhin eine wichtige und konstruktive Rolle spiele. Der Klimawandel verlange "eine radikale Änderung des Lebenswandels" Deswegen sei das persönliche Engagement des Papstes auch vor dem anstehenden Klimagipfel COP26 in Glasgow bedeutsam. Für Merkel war dies die fünfte Privataudienz mit Franziskus, den sie sehr schätzt. Als Tochter eines protestantischen Pfarrers hat sie einen engen Kirchenbezug.

Gespräch über Missbrauchsfälle und Klimakrise

Merkel berichtete, dass sie mit Franziskus in der rund einstündigen Unterredung über den Klimawandel und auch Herausforderungen der Kirche gesprochen habe. Dabei wies sie eigens auf ihren Besuch in der Früh im Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana hin. Damit habe sie unterstreichen wollen, dass in Sachen Missbrauch "die Wahrheit ans Licht kommen muss". Die kürzlich zu einem Institut für Safeguarding ausgebaute Einrichtung gilt als eine der führenden Einrichtungen weltweit im Kampf gegen Missbrauch.

Im Anschluss an das Treffen mit Papst Franziskus sprach die deutsche Kanzlerin mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin über diverse Konflikte weltweit. Dabei sei das Engagement der Kirche und ihrer Hilfsorganisationen in vielen Ländern von allergrößter Bedeutung, so Merkel. Deutschland wolle dazu seinen Beitrag leisten, wenn es um Herausforderungen wie den Klimawandel, die Artenvielfalt, Frieden und humanitäre Hilfe, aktuell etwa in Afghanistan, gehe.

Besichtigung des Petersdom

Unmittelbar vor der Begegnung mit dem Papst hatte Merkel den Petersdom besichtigt. Kardinal Mauro Gambetti, Erzpriester von Sankt Peter, führte die Kanzlerin durch die Basilika. Am späten Nachmittag nimmt Merkel zusammen mit dem Papst an der Abschlussfeier eines interreligiösen Friedensgebets am Kolosseum teil. Dabei wird sie auch eine Rede halten.

Zu Mittag stand in Rom ein Gespräch mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi auf dem Programm. Nach einem darauf folgenden gemeinsamen Mittagessen wird Merkel am Nachmittag am Kolosseum zur Abschlussveranstaltung des Friedenstreffens von Sant'Egidio erwartet, wo sie eine Rede halten soll.