Es war kein einfacher Start für den neuen VW Golf: Verzögerung beim Start, Elektronikfragen tauchten auf, und ein völlig neues digitalisiertes Bediensystem wurde angekündigt – ein bisschen viel für den Anfang und das wichtigste Modell der Wolfsburger, das in aller Bescheidenheit das Urmeter der Kompaktklasse genannt wird.

Eines vorweg: Die kompakte Konkurrenz wird sich wieder am Golf orientieren müssen. Selbst das voll digitalisierte Bedienkonzept hat etwas. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich sehr, sehr skeptisch war. Das System sorgte anfänglich auch für Kritik, weil halt Ältere, die mit dem Computer auf Kriegsfuß stehen, verunsichert waren. Anfangs ist es mir ja auch so ergangen: Ab und zu fragt man sich, wie man denn das Radio lauter stellt? Wie tastet man sich so an den Touchscreen heran, dass es passt? Wie sind die berührungsempfindlichen Sicken unter dem Touchscreen – sogenannte Touchslider – für die Klimaanlage am besten zu berühren?

Aber ich kann alle beruhigen: Sich eine Stunde damit zu beschäftigen, reicht aus. Dann hat man den Dreh, pardon, den Wischer, heraus. Oder wir müssen unsere Kinder mitnehmen, die mit Computern aufgewachsen sind. Die Menüführung ist einfach, mit zwei, drei Touchbedienungen hat man alle Funktionen, von der Klimaanlage bis zu den Fahrmodi. Trotz allem ist es gewagt, was sich da die Führungsriege bei VW getraut hat.

Das Wichtigste für mich aber ist: Wie fährt sich der Golf 8? Man muss natürlich auch hier genau hinschauen, erst ab 150 PS gibt es die Mehrlenker-Hinterachse, das adaptive Fahrwerk ist aufpreispflichtig. Auch hier kommt die Digitalisierung ins Spiel, auf einen Touch nimmt man Einstellungen vor.

Das Handling ist ausgezeichnet, auch auf schlechten Straßen rollt der Golf wunderbar drüber. Der Abrollkomfort im Comfort-Modus entspricht einem Komfortauto in einer höheren Klasse, das ist echte Ingenieurskunst. Dazu kommt die gute Sitzposition, es muss nicht immer SUV-Höhe sein.

Das Lenkrad erinnert mich ein bisschen an einen Porsche, auch der Schalthebel – da sieht man, wie eng der Konzern heute ineinander verwoben ist.

Die Lenkkräfte, die man spürt, sind im Idealbereich, man gewinnt gute Rückmeldungen. Das Sieben-Gang-Direktschaltgetriebe arbeitet perfekt, leichtgängig, kaum spürbar. Beeindruckend für mich ist die Leistung des 150-PS-Benziners, der mit einem Mild-Hybrid-System arbeitet. Simpel erklärt: Das Antriebsdrehmoment wird erhöht. Eine Segelfunktion gibt es auch. Das Ergebnis: hervorragende Leistungsentwicklung, die mich sprachlos gemacht hat – und gute Verbrauchswerte rund um 6 Liter.

Beim Interieur überraschen zuerst die Plastikeinsätze, aber alles ist sauber verarbeitet. Auch das ist echte Golf-Klasse.

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