Treffpunkt Magna-Hauptportal, 9 Uhr. Der Boss ist auf die Minute pünktlich, der weiße Exote glitzert vor dem Einfahrtsschranken in der prallen Morgensonne. Günther Apfalter, Präsident von Magna Europa und China, kommt gleich zur Sache: "Fesch ist er, oder?“ Keine Frage.  Der Schneider ist schließlich ein Gütesiegel. Walter de Silva, Italiens Design-Guru und ehemals Chefstylist von Volkswagen, hat das Elektro-SUV eingekleidet. Italienischer Schick statt Copy-Shop. Beim Arcfox würde man nicht auf einen Chinesen tippen.

Günther Apfalter übernimmt das Steuer, im Fond macht es sich Robert Premstaller gemütlich. Er ist bei Magna der Mann, der alle technischen Fragen zum Arcfox beantworten kann. Wir bewegen uns sanft surrend Richtung Grazer Innenstadt, Apfalter atmet durch: "Seit 2014 arbeitete ich an diesem Projekt. Ich habe aufgehört, zu zählen, wie oft ich deswegen in China war.“

Premium-Cockpit: drei große Displays und wertige und gut verarbeitete Materialien
Premium-Cockpit: drei große Displays und wertige und gut verarbeitete Materialien © Christof Hütter

Das erste außerhalb von Europa entwickelte und gefertigte Elektroauto ist für Magna ein Meilenstein, eine Referenz an den Markt. Da ließ Magna freilich nichts anbrennen. Fünf Sterne im Crashtest, ein großer Akku, üppige Elektro-Power und Premium-Anspruch, soweit das Auge reicht. Am 4,76 Meter langen Mittelklasse-Crossover wirkt nichts billig. Im Gegenteil.

Bei der Abfahrt stellt uns die 93,6 kWh große Lithium-Ionen-Batterie eine Reichweite von 600 Kilometern in Aussicht. Echt jetzt? "Der Norm-Wert“, sagt Premstaller, "aber 450 sind realistisch.“ Apfalter korrigiert ihn: "500, bei meiner geschmeidigen Fahrweise.“ Wir nähern uns lautlos dem Hauptplatz, ein kurzes Foto-Shooting und Fahrerwechsel, jetzt bin ich dran.

Der 2,3-Tonner liegt gut in der Hand, die erhöhte Sitzposition vermittelt ein feines Fahrgefühl, der Fünfsitzer rollt komfortabel ab. Im Cockpit geht's edel zu, bei den Materialien – Leder, Alcantara – wurde nicht gegeizt. Das Armaturenbrett wird dominiert von drei großen Touchsreen-Displays und 5G-Technologie. Bei den Assistenzsystemen ist alles an Bord, was hilfreich und nützlich ist, inklusive des autonomen Fahrsystems Alpha-Pilot. Spannend: der Bereich vor und hinter dem Arcfox kann wie mit einer Dashcam während der Fahrt aufgenommen und dargestellt werden. Ein Asset, hat sonst niemand zu bieten.

Die zwei Elektromotoren des Allrad-Topmodells leisten 320 kW (435 PS) und servieren ein üppiges Drehmoment von 720 Newtonmeter. An den Ampeln riskieren wir einige kurze Zwischenspurts. Aber hallo: Der Arcfox zieht ansatzlos ab wie ein Pfitschipfeil. Laut Datenblatt staubt der Alpha-T den Sprint von 0 auf 100 in 4,6 Sekunden ab, dem Vortrieb würde bei Tempo 180 elektronisch ein Ende bereitet werden. Es gibt drei Fahrmodi (Eco, Komfort, Sport), aber auch verspielte Soundprogramme für nostalgische Hörspiele im Cockpit, von Ansauggeräuschen bis zum bollernden Sportwagensound.

Zurück bei Magna. Fazit: man darf staunen. Und jetzt: Europa? Apfalter: "Unser Partner in China hat entschieden, die neue Marke auch in Europa anzubieten. Aber jetzt müssen Taten folgen.“ In Wien steht bereits ein Importeur Gewehr bei Fuß. Preis? Apfalter: "Wenn er zwischen 40.000 und 50.000 Euro liegt, gibt es eine echte Marktchance.“

Klar ist, dass die ersten Fahrzeuge aus chinesischer Fertigung kommen und dann den Feinschliff für Europa in Graz erhalten würden, um absolut auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb zu sein. Dabei will man aber keine Werkzeuge angreifen, sondern über die Software justieren – etwa bei Lenkung, Bremsen, Gasannahme. Sonst wäre es mit dem Preisvorteil vorbei.

Schlägt der China-Stromer ein, wäre der nächste Schritt wohl eine Produktion in Europa. Da würde man sich bei Magna die Hände reiben: Die Kapazität dafür wäre im slowenischen Werk Hoce gegeben.

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