Während seine E-Autos mit den neuen Modellen ID.3 und ID.4 allmählich ins Rollen kommen, legt der VW-Konzern sein Augenmerk immer mehr auf die dazugehörige Software und die Entwicklung von Mobilitätsdiensten. Die Konzern-Hauptmarke VW kündigte an, sie wolle den Wandel zu einem Technologieunternehmen beschleunigen, das im nächsten Jahrzehnt quer durch die Modellreihen auch selbstfahrende Autos im Angebot haben werde.

Dadurch will der nach Toyota weltweit zweitgrößte Autobauer Tech-Giganten wie Apple, Google und Amazon auf Abstand halten, die ins angestammte Geschäft der Automobilindustrie vordringen. "Die E-Mobilität war nur der Anfang, die echte Disruption steht noch bevor", sagte Markenchef Ralf Brandstätter. Volkswagen werde sich in den kommenden Jahren so stark verändern wie nie zuvor.

Eine immer größere Rolle bekommen dabei datenbasierte Geschäftsmodelle, mit denen Volkswagen künftig Geld verdienen will. "Wir können uns vorstellen, in den nächsten Jahren dadurch dreistellige Millionenbeträge zusätzlich in unsere Kassen zu bringen", erläuterte Vertriebschef Klaus Zellmer während einer Videokonferenz zur Präsentation der Strategie "Accelerate". Nutzer sollen übers Internet zusätzliche Funktionen in ihren Fahrzeugen freischalten können, etwa eine längere Reichweite der Batterie buchen oder bestimmte Navigationsdienste kaufen. Das Auto wird damit zu einer Art "iPad auf Rädern", das ständig online ist.

Kristallisationspunkt der Strategie ist der Prototyp namens Trinity: Die elektrisch angetriebene Limousine soll ab 2026 in Wolfsburg gebaut werden und beim autonomen Fahren das Level 2+ erreichen und technisch bereit für Level 4 sein. Die darunter liegenden Fahrzeugarchitektur soll Maßstäbe bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Von Strom so schnell wie Sprit tanken, ist da die Rede.

Volkswagen will ein neuronales Netz von miteinander vernetzten Fahrzeugen aufbauen, die kontinuierlich Daten austauschen - etwa zu Verkehrslage, Hindernissen oder Unfällen. Damit sollen Navigationssysteme genauer und autonomes Fahren sicherer werden. Schon in zwei Jahren soll eine vollvernetzte Flotte von über einer halben Million Fahrzeugen auf den Straßen rollen.

Das Betriebssystem für die E-Autos, das Herzstück also, auf dem die verschiedenen Dienste aufsetzen, entwickelt Volkswagen selbst. Kooperationen mit anderen Herstellern sind nicht geplant. Software werde in Zukunft eine zentrale Bedeutung haben, denn darauf basierten die Geschäftsmodelle, betonte Brandstätter. "Gibt man das in dritte Hand, kann man diese Geschäftsmodelle selber nicht mehr gestalten." Andere Hersteller wie Ford oder der aus Peugeot und Fiat Chrysler fusionierte Stellantis-Konzern arbeiten mit Google zusammen.

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