Kosten darf's nichts, können muss es alles. Selten waren die Ingenieure bei ihrer Arbeit so gefordert wie nach dem Zweiten Weltkrieg. So auch Pierre Franchiset. Er soll für Citroën einen tüchtigen Transporter konstruieren, dessen Blech aus Mangel an Metall maximal 0,5 Millimeter dünn sein darf. Aber trotzdem darf das Kastl natürlich nicht einknicken.

Gut, dass er einige Jahre zuvor das Yoder-Scharnier erfunden hat, das aus umgebördelten und ineinandergerollten Blechen besteht. Heraus kommt ein quasi designfreies Auto, inspiriert von der Machart des legendären Flugzeits Junkers 52. Die ist dank der Wellblechhaut so steif, dass sie fliegen kann. Und der Citroën Typ H so stabil, dass er mehr stemmen kann als sein eigenes Körpergewicht - wie eine Ameise. Der HY schleppt 1600 bei 1350 Kilo Leergewicht.

Den Typ H gab es mit zahlreichen Aufbauten, zum Beispiel als Viehtransporter
Den Typ H gab es mit zahlreichen Aufbauten, zum Beispiel als Viehtransporter © CITROEN

Um das auch in Bewegung zu setzen, spendieren die Franzosen dem Lastenesel Motor und Getriebe des Traction Avant und später der DS – jeweils „rückwärts“ eingebaut, also mit dem Motor vor der Vorderachse – und mit entgegengesetzter Motor-Drehrichtung.

Die Ameise der Autowelt steht 1947 auf dem Pariser Salon - und erntet mit seinem Container-Charme Spott und Häme. "Nez de cochon" (Schweinsnase) nennen ihn die Franzosen. Aber die Handwerker und Landwirte lieben den HY 473.289 Stück stark. Und so hält sich der Last- und Sympathieträger bis 1981 im Programm, bevor er nach 33 Jahren im Dienst in den Ruhestand rollt.

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