Transparente Tarife beim Stromtanken sind den Menschen bei der E-Mobilität am wichtigsten - hier besteht aus Sicht des Energieregulators E-Control Nachholbedarf. Gewünscht wird von den Benutzern vor allem eine Kilowattstunden-bezogene Abrechnung, für die es in Österreich noch "bitte warten" heißt. Gesetzesänderungen könnten Wohnungseigentümern und auch Mietern den Zugang zum Stromtanken in ihrem Haus erleichtern, sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch im APA-Gespräch. Selbst von den aktiven "E-Mobilisten" sagt nur ein Viertel, dass sie vor dem Ladevorgang "ziemlich genau" wissen, wie viel sie bezahlen müssen.

Die Kenntnis der Kosten für den Ladevorgang mit einer Ladekarte an einer öffentlich zugänglichen Stromtankstelle steht bei den Verbrauchern als Bedürfnis ganz oben, etwa gleichauf mit Informationen darüber, ob die angesteuerte Ladestelle gerade frei oder besetzt ist. Das hat eine Befragung von Peter Hajek Public Opinion Strategies für die E-Control ergeben. Die Frage der Verfügbarkeit von Ladestellen könnte mit einer Erweiterung des vom Regulator betriebenen Ladestellenverzeichnisses, das fast 4200 Ladestellen mit rund 8000 Ladepunkten auflistet, vergleichsweise einfach bedient werden, betont Urbantschitsch.

Beim Preis ist derzeit noch keine ausreichende Transparenz gegeben, konstatiert die E-Control. "Es fehlt noch eine Verpflichtung, die Preise zu melden - das ist zwar technisch aufwendiger, könnte aber kommen", so Urbantschitsch. Dass kWh-bezogene Preise beim Laden derzeit noch nicht flächendeckend angeboten werden, liegt auch an dem in Österreich besonders strengen Eichrecht. Er hoffe, dass dieses Hindernis rasch beseitigt wird. Offen ist die Frage der Übergangsfristen, also wie schnell bestehende Ladestellen nachzurüsten sind. Alle Betreiber wüssten, dass die Kunden kWh-Preise wollen, allenfalls kombiniert mit einer gewissen Parkgebühr für die Ladedauer, heißt es in der Behörde.

Derzeit überwiegt angebotsseitig die Abrechnung nach Zeit noch immer deutlich, obwohl zwei Drittel der aktiven "E-Mobilisten" eine Abrechnung nach Strommenge (kWh) bevorzugen. "Diese Diskrepanz zwischen nachvollziehbarem Kundenwunsch und Angebot ist auch in den einschlägigen Foren und Diskussionsrunden sowie in vielen Zuschriften an die E-Control der verbraucherseitig am kritischsten gesehene Punkt für eine zunehmende Akzeptanz und die weitere Verbreitung der E-Mobilität."

Unter den potenziellen E-Auto-Benutzern hat knapp ein Drittel der Befragten angegeben, sich schon einmal konkret mit der Anschaffung eines E-Pkw beschäftigt zu haben. Das Thema sei also jedenfalls relevant. Wenig überraschend sei, dass sich eher Männer und eher Personen mit höherem Haushaltseinkommen und höherer Bildung für den Kauf eines "Stromers" interessieren.

Fragt man nach der tatsächlichen Kaufabsicht in den kommenden 12 oder 24 Monaten, wird die Zahl der zustimmenden Antworten deutlich geringer. Nur zwei Prozent gaben an, bereits heuer ein E-Auto kaufen zu wollen. Für 2022 sagen immerhin 13 Prozent, dass sie das vorhätten. Für Urbantschitsch hängt der niedrige Wert für 2021 mit der allgemeinen Verunsicherung durch die Coronakrise zusammen. Betrachte man den Anteil der E-Pkw bei den Neuzulassungszahlen, der gegen Ende 2020 erstmals die 10-Prozent-Schwelle erreicht hat, so spiegle sich das bei den Plänen für 2021 recht genau wider.

Bei den Gründen, die derzeit noch gegen die Anschaffung eines E-Autos sprechen, liegen zu hohe Anschaffungskosten (52 Prozent) und eine - zumindest noch immer vermutete - geringe Reichweite (47 Prozent) signifikant weit vor den übrigen Argumenten. Zu geringere Förderungen wurden nur zu 6 Prozent genannt - aus E-Control-Sicht, weil es de facto noch keinen Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos gibt und man daher derzeit fast ausschließlich von einem Neuwagenkauf spricht, der selbst mit großzügigsten Förderungen nicht die Preisklasse eines Gebrauchten erreichen kann.

Dass fast jede zweite befragte Person glaubt, ein E-Auto bei sich zu Hause laden zu können (45 Prozent), sehen Experten als jedenfalls zu hoch gegriffen an - auch wenn man hier Stadt-Land-Unterschiede mitberücksichtigt. Die allermeisten hätten sich bisher wohl noch nicht eingehend mit den Auflademöglichkeiten bzw. potenziellen Hindernissen dabei befasst, ist Urbantschitsch überzeugt.

Das Gleiche gilt für die Frage nach Lademöglichkeiten am Arbeitsplatz, die aus Sicht von Experten ebenfalls zu häufig mit Ja beantwortet wurde (23 Prozent). Das gelte auch für die Einschätzung, ob es im eigenen Wohnbereich die Möglichkeit gibt, eine Ladeinfrastruktur anzubringen oder ob eine solche bereits vorhanden ist. Nur 57 Prozent geben an, es gebe bei Ihnen im Haus keine Lade-Wallbox oder die Möglichkeit, eine solche anzubringen. Von jenen, die den Kauf eines E-Autos planen, glaubt nur ein Zehntel, ausreichend Informationen zu haben, um eine Kaufentscheidung für eine eigene Ladeanlage zu treffen. Hier gebe es also "Potenzial für Informationsoffensive", sagt Urbantschitsch.

Beim "öffentlichen Laden" sei zu beobachten, dass nicht jede zugängliche Ladestelle auch in legistischer oder regulatorischer Hinsicht eine öffentliche Ladestelle sei, bei der ein Laden ohne Vertragsbindung, also ein diskriminierungsfreies Ad-hoc-Laden, möglich sei, betont man in der Behörde. So seien derzeit etwa die "Super-Charger" des E-Auto-Herstellers Tesla nicht als öffentlich zugängliche Ladepunkte zu betrachten.

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