80 Prozent der österreichischen Kurzstreckenflüge könnten durch Bahnreisen ersetzt werden. Zu diesem Schluss kommt ein Greenpeace-Report, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Für 53 Prozent der meistfrequentierten Kurzstreckenflüge innerhalb der EU gibt es zudem direkte Nachtzugverbindungen. "Ein absoluter Spitzenwert in Europa", hieß es in einer Aussendung. Die NGO forderte ein Verbot der leicht ersetzbaren Flüge.

Der vom italienischen Institut OBC-Transeuropa erstellte Report analysierte die 150 am häufigsten gebuchten Kurzstreckenflüge in der EU sowie die meistgenutzten 250 Flüge in Europa. Zusätzlich wurden auch die 30 wichtigsten österreichischen Flüge betrachtet. Ausgeklammert wurden lediglich Flüge zu Inseln, die mit der Bahn nicht erreicht werden können.

"Gemütlich umsteigen"

Von den meistgenutzten Flugstrecken gibt es demnach bei zehn Prozent eine Zugverbindung in unter vier Stunden und bei weiteren 19 Prozent eine in unter sechs Stunden. "Zusammen mit den direkten Nachtzügen könnte in Europa also bereits jetzt bei fast der Hälfte aller Kurzstrecken gemütlich auf die Bahn umgestiegen werden", analysierte Greenpeace-Verkehrssprecher Herwig Schuster. In Österreich gelte dies - inklusive einigen schnellen Tagzügen und Nachtzügen mit einmaligem Umsteigen - sogar für 80 Prozent aller Kurzstreckenflüge.

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Bahnalternativen zu Kurzstreckenflügen in Europa

Verbot gefordert

Auf Basis der verfügbaren hervorragenden Bahnverbindungen in Österreich forderte Greenpeace rasch ein Verbot aller Inlandsflüge sowie der Flugverbindungen von Wien nach Prag, Budapest und München aufgrund der schnellen Tagzüge. Darüber hinaus fordert Greenpeace die Einstellung von Verbindungen mit sehr guten Nachtzugverbindungen, darunter Wien nach Warschau, Berlin, Düsseldorf, Zürich, Venedig, Hamburg und Frankfurt.

Flüge nach Frankfurt sollten auch ab Linz und Salzburg der Vergangenheit angehören. "Ein Ersatz aller Top-250-Kurzstreckenflüge in Europa durch Züge würde eine jährliche CO2-Einsparung von rund 23,5 Millionen Tonnen pro Jahr bringen. Das entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von ganz Kroatien", sagte Schuster.

Für einen Komplettausstieg aus Kurzstreckenflügen in Europa forderte Greenpeace Verbesserungen bei der Bahn. "Die Bahn muss im Vergleich zum Flugzeug deutlich billiger gemacht werden", sagte Schuster. Vor allem in Ost- und Südosteuropa müssten die Züge deutlich schneller und öfter fahren.

Der Staatssekretär im Verkehrsministerium Magnus Brunner (ÖVP) sprach sich allerdings umgehend gegen ein Verbot aus. "Klimaziele sollen nicht mit Verboten erreicht werden. Wir setzen auf Anreize und Innovation. Daher bin ich gegen das Verbot von Kurzstreckenflügen", so Brunner. 90 Prozent der innerösterreichischen Flüge seien zudem Zubringer zu Langstreckenverbindungen.

Brunner betonte, dass Fliegen und Nachhaltigkeit einander nicht ausschließen würden. "Pro Jahr sparen wir bereits jetzt mit Maßnahmen der Austro Control bereits 100.000 Tonnen CO2 ein, das sind umgerechnet 2000 Mittelmeerflüge. Und wir treiben die Beimischung alternativer Treibstoffe voran", meinte der Staatssekretär. Es seien "also nicht die Kurzstreckenflüge das Problem, sondern die CO2-Emissionen. Reden wir lieber darüber, wie wir mehr alternative Treibstoffe ins Flugzeug bringen, statt Menschen aus dem Flugzeug rauszubringen".

Auch der Flughafen Wien wies die Forderung zurück: Eine aktuelle Eurocontrol-Studie würde den Greenpeace-Aussagen zu Kurzstrecken-Flügen diametral widersprechen "und entlarvt sie als plumpe Propaganda – Verbote sind abzulehnen und würden keinen Klimaschutz, aber jede Menge Umgehungsverkehr bringen", hieß es. Laut der Studie bewirken europäische Kurzstreckenflüge nur 3,8 Prozent des CO2-Ausstoßes des Flugverkehrs, in Österreich sind es überhaupt nur 0,16 Prozent. Bahn- und Flugverkehr sollten einander ergänzen, forderte der Flughafen.