Wie bekommt man jetzt im tiefsten Winter einen Raum möglichst schnell schön warm?

Florian Altendorfner: Nicht, indem man die Heizung auf fünf aufdreht! Was viele nicht wissen: Der Drehknopf am Heizkörper ist eigentlich ein Thermostat. Mit seinem Messfühler vergleicht es die eingestellte Solltemperatur mit der vorliegenden Temperatur im Raum. Die Stufe eins steht für ungefähr 12 bis 14 Grad, drei für rund 20 Grad und fünf für circa 26 bis 28 Grad. Unter dem Thermostat befindet sich ein Ventil, das sich unterschiedlich weit öffnet und schließt. Durch dieses Ventil strömt das warme Wasser in den Heizkörper. Ist der Raum kalt, ist das Ventil komplett geöffnet und Wasser fließt hindurch – so oder so, egal ob die Heizung auf drei oder auf fünf steht. Der Unterschied ist bloß: Ist die Temperaturstufe drei eingestellt, schließt sich das Ventil automatisch wieder, wenn der Raum auf 20 Grad erwärmt wurde. Bei Stufe fünf schließt es sich erst, wenn 26 bis 28 Grad erreicht sind – und das ist vielen zu heiß, weshalb wieder gelüftet, dadurch aber unnötig Energie verbraucht wird.

Prof. Dr. Florian Altendorfner forscht und lehrt am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der FH Münster zu Energie- und Heizungstechnik
Prof. Dr. Florian Altendorfner forscht und lehrt am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der FH Münster zu Energie- und Heizungstechnik © Wilfried Gerharz

Manchmal wird es aber gar nicht richtig warm im Raum, egal wie ich meinen Heizkörper einstelle. Was kann ich tun?

Florian Altendorfner: Erst einmal prüfen, ob der Heizkörper die Wärme richtig abgeben kann. Es sollten keine sperrigen Gegenstände wie ein Sofa davor gestellt oder eine Fensterbank darüber montiert sein. Denn dann staut sich die Wärme, der Heizkörper kann diese nicht an den Raum abgeben und auch das Thermostat arbeitet nicht mehr richtig. Es befindet sich ja in warmer Luft und schließt deswegen das Warmwasserventil, obwohl die gewünschte Raumtemperatur noch längst nicht erreicht ist.

Wichtig ist auch die Entlüftung der Heizung – denn was im Heizkörper an Luft enthalten ist, fehlt vereinfacht gesprochen an Wasser und somit auch an Wärme. Wenn beim Entlüften viel Luft entweicht, ist das bedenklich und sollte von einem Fachmann überprüft werden, dann ist womöglich der Betriebsdruck der Heizungsanlage nicht mehr ausreichend und ein größeres Leck vorhanden oder mehrere Jahre nicht mehr entlüftet worden.

Außerdem hilft der sogenannte hydraulischer Abgleich: Dieser sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung im Haus. Jeder Heizkörper bekommt dann genau die Warmwassermenge, die er für die Raumerwärmung benötigt. Ohne ihn werden die Heizkörper, die sich nahe der Heizungsanlage befinden, mit zu viel warmem Wasser versorgt als weit entfernt stehende, zum Beispiel in den oberen Stockwerken. Und obwohl dieser hydraulische Abgleich schon seit über 15 Jahren gesetzlich in der Energieeinsparverordnung vorgeschrieben ist und auch in den einschlägigen technischen Regelwerken gefordert wird, fehlt er bei über 85 Prozent aller Heizungsanlagen in Deutschland.

Und was macht man am besten während des Urlaubs oder bei Nacht?

Florian Altendorfner: Eine sogenannte Nachtabsenkung der Temperatur kann durchaus Sinn machen. Teilweise gibt es auch schon im Heimbereich elektronische Ventile, die sich mit Heizzeiten und Solltemperaturen programmieren lassen. Das ist sehr effizient und kann pro Grad abgesenkter Raumtemperatur bis zu 6 Prozent der Heizkosten sparen.

Wer ein bis zwei Wochen im Winter in den Urlaub fährt, dreht seine Heizkörper am besten auf Stufe eins. So kühlen auch die Wände nicht ganz aus. Wer länger weg ist, kann das Thermostat natürlich auch auf das Sternchen stellen, den sogenannten Frostschutz. Das sind dann noch zwei bis drei Grad. Aber dann muss man auch in Kauf nehmen, dass es Stunden bis mehrere Tage dauern kann, bis Räume und Wände wieder wie gewohnt warm sind. 

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