K.U.L.M. nennt sich das Projekt, an dem Reserl und Richard Frankenberger seit vielen Jahren wesentlich arbeiten. Das Kürzel ist vom markanten oststeirischen Berg, an dessen Fuß die beiden leben, inspiriert und steht für Kunst Und Leben Miteinander. Wer das Anwesen betritt, spürt sofort, dass dieses Motto hier gelebte Realität ist. Das Haus und sein Umfeld ergeben ein Ganzes, das an einen Satz aus Bernard Rudofskys Klassiker „Architektur ohne Architekten“ denken lässt: „Während eine unausgereifte Überlegung dazu tendiert, allein nach Zweckmäßigkeit zu urteilen, verlangt ein anspruchsvoller Geist seine Portion Schönheit.“

Das über viele Jahre hinweg gewachsene Zuhause der Frankenbergers ist zweckmäßig und schön, mit deutlicher Präferenz für die Schönheit. Und es wurde von Anfang an ganz im Sinn von Recycling und Nachhaltigkeit (wieder)errichtet – das neue Haus ist im Kern ein altes. Recycling und Nachhaltigkeit heißen die Grundsteine. Wie in allen K.U.L.M.-Projekten steht die Suche nach Strategien für einen schonenden Umgang mit dem Vorhandenen und die Verschiebung von Ablaufdaten in eine fernere Zukunft im Mittelpunkt.

Perfekte Symbiose aus Theorie und Praxis

Das Haus von Reserl und Richard Frankenberger ist zweifellos der Platz, an dem die beiden leben wollen. Ein wachsender, sich verändernder Organismus, der wiederum in einen wachsenden, sich verändernden Organismus eingebettet ist. Die alte bäuerliche Architektur ist die Struktur, aus der Neues entsteht, oft in Rückkoppelung mit den in dieser Struktur bewahrten Traditionen. In und rund um diese Struktur haben sich Reserl und Richard Frankenberger ihren Bedürfnissen entsprechend in einer perfekten Symbiose von Theorie und Praxis eingerichtet. „Keine neue Bauweise, eine neue Lebensweise tut not“, sind die Frankenbergers im Sinn des bereits erwähnten Bernard Rudofsky überzeugt. Wobei ihre Überzeugung undogmatisch und offen ist. Offen wie der „Kunstraum“, der neben dem Wohnhaus und neben einem Lavendellabyrinth zum Verweilen einlädt. Ein Kubus aus Holzleisten, innerhalb derer man sich geborgen fühlt, nicht aber eingesperrt. Die scheinbar einfache Architektur dieses luftigen Raums versinnbildlicht wunderbar, was K.U.L.M. sein möchte: ein kompaktes Zentrum an der Peripherie, mit einer durchlässigen Grenze, an welcher jeglicher Dialog möglich ist - und erwünscht.

Was hier verwirklicht wurde und wird, ist das Gegenteil jenes oft seelenlosen Designs, das als Architektur gehandelt wird. Das Gegenteil immer gleicher ideenloser Gebilde, ausgestattet mit den immer gleichen hochglänzenden und beliebig austauschbaren Oberflächen. Pflegeleicht vielleicht, aber meist schon vor Fertigstellung schwer entsorgbarer Sondermüll.

Sicher nicht "Lifestyle"

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Pflegeleicht ist hier wenig bis nichts. Und wenig bis nichts kann an angemietete Helferlein delegiert werden. Hier wird sich aber zuhause fühlen, wer nicht (nochmals Rudofsky) „das Unbehagen in der Kultur mit dem Behagen in der Unkultur vertauscht“ hat. Wenn man sich nicht mit „Einrichtung“ zufrieden gibt, sondern auf „Lebensstil“ pocht. Wobei dieser Begriff in diesem Fall ganz sicher nicht mit „Lifestyle“ zu übersetzen ist.