Zweimal im Jahr zeigt sich der Schwarze Holunder von seiner schönsten Seite – im Juni cremeweiß blühend und im Herbst mit dunklen Früchten beladen. „Vor dem Holunder soll man den Hut ziehen“, sagt ein Sprichwort, handelt es sich doch seit alters her um eine der angesehensten Pflanzen in unseren Breiten.

Bis in prähistorische Zeiten lässt sich seine Nutzung nachweisen. Die Kelten hatten ihren Erdgott unter dem Hollerbusch angesiedelt. Kultstatus, so würden wir es heute wohl nennen, besaß das Gewächs bei den Germanen. Holda (später im Märchen Frau Holle), die Muttergöttin und Schutzpatronin für Mensch, Tier und Pflanzen, soll in ihm ebenso eine Wohnstatt gehabt haben wie Freya, göttliche Zuständige für Liebe und Fruchtbarkeit. Dass der Holunder als Hausbaum auch vor bösen Geistern und Blitzschlag bewahrte, versteht sich beinahe von selbst.

Biblisches Holunderholz

Einige Mythen reichen bis in die Bibel: Sowohl die Wiege für das Jesuskind als auch das Kreuz Christi soll aus Holunderholz gewesen sein – und Judas erhängte sich angeblich an einem Holunderbaum.

In Naturhecken und am Waldrand trifft man Sambucus nigra sowieso an. Aber er ist auch ein „Menschenfreund“, er wächst gerne in der Nähe von Häusern und Wirtschaftsgebäuden. Der Schwarze Holunder stellt sich dabei ungerufen ganz von selbst ein. Wohl sein Erfolgsrezept: Das Gehölz zu fällen, galt einst als Frevel, Krankheit und Tod wurden den Übeltätern mit der Axt prophezeit.

Seine Blüten und Früchte sind heilsam und schmackhaft. Wegen der vielseitigen gesundheitlichen Vorzüge wurde der Hollerbusch gar Herrgottsapotheke genannt. „Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte, jeder segensvoll“, reimte man einst.

Heil- und Lebensmittel

Das hat sich bis heute nicht geändert. Mehr denn je wird der Holunder als Heilmittel, Lebensmittel, als Farbstoff und für Kosmetika verwendet. Heimische Anbauzentren für Kulturholunder bedienen weltweit Pharma- und Saftindustrie und liefern auch den Stoff für Naturheilmittel.

Schon im alten Rom färbten sich die Frauen mit Holundersaft ihre Haare. Dem Wein verpasste man mit ihm schon seinerzeit eine tolle Farbe. Heute ist er als Färbemittel in der Lebensmittelindustrie nicht wegzudenken.

Abgesehen von der industriellen Nutzung hat der Holunder auch seinen Platz im Naturgarten, gehört gar zur Grundausstattung. Die einst auch Fliederbeere genannte Pflanze bevorzugt frische, mäßig feuchte stickstoff- und humusreiche Böden.

Die reichlich mit Vitamin C ausgestatteten Früchte finden vielerlei Verwendung. Vorausgesetzt, sie landen nicht vorzeitig in den Mägen von Feinschmeckervögeln oder sind schon in der Blütezeit als Rispen geerntet worden – etwa für knusprige Hollerstrauben. Die in Teig herausgebackenen Holunderblüten sind aber auch nicht neu, sie haben ihren Ursprung in einer alten germanischen Kultspeise, die zur Sommersonnenwende verzehrt wurde.

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