Für mich ist der Blick auf die Buntnessel, die bei uns vor der Eingangstür im Topf steht, wie ein Blick in eine Zeitmaschine. Die dank neuer Sorten wieder in Mode gekommene traditionelle Sommerblume war eine meiner ersten Pflanzen, mit der ich als Kind experimentierte.

Der gute alte Fernsehgärtner Anton Eipeldauer hatte in einem Gartenbuch für Kinder die Aussaat und das Pikieren der Sämlinge exakt beschrieben, und das habe ich nachgemacht. Geworden ist daraus eine bunte Palette an Pflanzen.

Heute wird Coleus blumei oder Solenostemon scutellarioides, wie sie nun heißt, meist als stecklingsvermehrte Pflanze in den Gärtnereien angeboten. Die ursprünglich aus dem tropischen Afrika und Asien stammende Pflanze gibt es in einer unendlichen Vielfalt, die Züchter von heute haben die schönsten Blattformen und -farben ausgewählt, vermehren sie weiter und überraschen immer wieder mit den mehrfarbig gemusterten Zierpflanzen.

Immergrün und robust

Die immergrünen Pflanzen, die nicht winterhart sind, aber auch eine perfekte Zimmerpflanze abgeben (im „Kabinett“ meiner Großmutter stand jahrzehntelang eine), sind äußerst robust. Nur zu viel Nass mögen sie nicht. Lieber einmal ein trockener halten, das vertragen sie eher als Staunässe.

Sonnenkind: die Buntnessel
Sonnenkind: die Buntnessel © (c) PRILL Mediendesign - stock.adobe.com (PRILL Mediendesign & Fotografie)

Gedüngt wird bis Ende August. Als Standort sollte ein Platz an der Sonne gewählt werden, denn nur dort entwickelt nämlich das Blatt die herrliche Farbwirkung. Steht die Buntnessel zu dunkel, schaffen die Blätter nur Grüntöne.

Die Pflanze ist aber nicht nur ein Sonnenkind, sie liebt auch die Wärme. Fällt die Temperatur längere Zeit unter zwölf Grad, verwelken die Blätter und die Buntnessel geht zugrunde.

Einfach in Aussaaterde stecken

Daher werden sie an sich einjährig gezogen. Doch es lohnt sich, einige Stecklinge jener Pflanzen abzuschneiden, die eine besonders schöne Blattzeichnung aufweisen: Rot, Gelb, Grün und Braun, mit glatten oder gerüschten Rändern und manchmal sogar mit einem angenehmen Duft.

Schneidet man eine Triebspitze ab und steckt sie in eine sandige Aussaaterde (nicht zu nass!), dann bilden sich schon nach wenigen Tagen Wurzeln. Selbst in einem Glas Wasser funktioniert die Wurzelbildung. Diese Pflanzen kann man dann im Topf auf der Fensterbank weiterkultivieren und im kommenden Jahr wieder in Beeten oder Balkonkisterln aussetzen.

Übrigens sind diese „Nesseln“, die in der Zeit von Königin Viktoria in den Gärten der reichen Engländer zur Modepflanze aufstiegen, mit unseren heimischen Taubnesseln verwandt. An den Blüten, die sich im Spätsommer bis in den Oktober hinein bilden, finden sich viele Insekten ein, um Nektar zu sammeln. Also nicht voreilig abzwicken.

365 Gartenfragen und Antworten von Karl Ploberger
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