Österreichs größter Telekomanbieter A1 betritt mit der Studie schwierigstes wissenschaftliches Terrain. Es sind alles andere als einfache Rechnungen, die angestellt werden müssen, will man sozusagen den CO2-Fußabdruck digitaler Infrastruktur und ihrer Nutzung messen. EcoAustria und das Fraunhofer Institut wagten sich an die komplexe Aufgabe und präsentierten am Mittwoch gemeinsam mit A1-Chef Thomas Arnoldner die ersten Forschungsergebnisse. Ihre These: Je mehr Breitbandnetz Menschen zur Verfügung steht und auch genutzt wird, desto größer sind die Potenziale, dass die Digitalisierung nützlich ist im Kampf gegen den Klimawandel.

"Die Nutzung von Glasfaser hat einen signifikanten Effekt auf CO2-Emmissionen," sagt EcoAustria-Chefin Monika Köppl-Turyna, "je höher die Nutzung, desto weniger Emissionen." Festnetz-Breitbanddienste hätten zwischen 2002 und 2019 in Österreich zu Einsparungen von sieben Millionen Tonnen CO2 geführt. Beim Mobilfunk war die Waagschale mit Mehrbelastung und Ersparnis eher ausgeglichen. „Unsere Resultate decken sich im Wesentlichen mit den bisherigen empirischen Untersuchungen, wonach die CO2-senkenden Effekte die CO2-erhöhenden Effekte im Durchschnitt zu überwiegen scheinen", so Köppl-Turyna.

In die Studie spielen enorm viele Aspekte hinein, sie wird deshalb in Zukunft noch weiter verfeinert und ergänzt: Begonnen wird bei den Produktionsprozessen etwa von Handys, ihrer Nutzungsdauer bis zur Entsorgung, geht über die Herstellung von Netzinfrastruktur und deren Betrieb und reicht über Teleworking bis hin zu so genannten Rebound-Effekten. Die treten ein, wenn eine neue Technologie den nächsten verstärkten Nutzungsschub auslöst - und oft werden erzielte Energieeinsparungen dadurch wieder zunichte macht. Genau das könnte etwa mit der Verbreitung von 5G passieren. Denn die demnächst großflächig neu ausgerollte neue Mobilfunkgeneration dürfte sich nach der Pandemie als der nächste große Turbo auf den Datenautobahnen erweisen.

"Die Datenmengen steigen exponentiell an und damit auch der Energieverbrauch," so Arnoldner. "Wir versuchen das durch eine Vielzahl von Maßnahmen voneinander zu entkoppeln." Bis 2030 will die A1 Telekom Austria den eigenen CO2-Fußabdruck auf Null verringern. Das bedeutet zunächst, in allen Ländern, in denen sie tätig ist, schrittweise auf erneurbare Energiequellen umsteigen.

Schlüsselfaktor Strom

Der Strom zum Betrieb der Netze ist ein Schlüsselfaktor. 90 Prozent des CO2-Fußabdrucks entstehen hier. Inzwischen gibt es Versuche, die Leistung der Sendestationen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz sozusagen zu "dimmen", wenn gerade die Nutzung gering ist. In den Rechenzentren wird etwa die Kühlung viel gezielter als bisher üblich eingesetzt oder auch die Kühlung an den Sendemasten wird energieeffizienter geregelt.

Einsparungsmöglichkeiten auf gesellschaftlicher Ebene ermögliche die Digitalisierung durch Teleworking, E-Lerning oder E-Health, also digitale Gesundheitsberatungen, smarte Stromnetze und Ladeinfrastruktur für E-Autos, bessere Logsitik-Lösungen, smarte Verkehrssteuerung oder beim riesigen Bereich Internet of Things, in dem es etwa um die Kommunikation zwischen Maschinen geht.

"Die digitale Infrastruktur wurde sehr lange immer nur unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet," erklärte Arnoldner. "Jetzt ist aber evident, dass sie auch ein wesentliches Element zur Bewältigung des Klimawandels ist, wobei wir unzweifelhaft sehr viel über neue Technologien nachdenken müssen."