Dieser Tage ist es so weit, dann wird in Voitsberg auch die allerletzte alte Maschine ersetzt sein. Die dort ansässige Bauer-Gruppe hat sich am Stammsitz in der Weststeiermark in den vergangenen Jahren einer Kompletterneuerung unterzogen, allein zwölf Millionen Euro sind in die Gebäudeinfrastruktur geflossen, doch es wurde eben auch der komplette Maschinenpark erneuert, „wir haben richtig viel Geld investiert“, betont Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer Otto Roiss. Zudem wurde 2016 in Brasilien ein Werk eröffnet und im westfälischen Ahlen gerade ein eigenes Kompetenzzentrum für die Fertigung von selbstfahrenden Gülle-Fahrzeuge etabliert. Die Bauer-Gruppe, deren Wurzeln bis ins Jahr 1930 zurückreichen, dominiert in vielen Bereichen der Beregnungs-, Bewässerungs- und Gülletechnik den Weltmarkt. Mittlerweile beliefert man mit rund 700 Mitarbeitern mehr als 110 Länder der Welt, die Exportquote liegt bei 90 Prozent. Die gesamte Gruppe umfasst weltweit 17 Unternehmen.

Otto Roiss
Otto Roiss © Bauer Group (c) SabineGruen

Die bemerkenswerte Unternehmensentwicklung der vergangenen Jahre fußt auf zahlreichen technologischen Innovationen - und einer inhaltlichen Erweiterung. Parallel zur Beregnungstechnik - weltweit werden 2,5 Millionen Hektar Ackerfläche mit Bauer-Technologie bewässert - wurde über die Jahre auch das sogenannte Waste-Water-Treatment immer weiter forciert. Dabei geht es um die Aufbereitung von landwirtschaftlichem Abwasser, um es wieder sinnvoll einsetzen zu können, wie Roiss betont, es gehe also klar in Richtung Biotechnologie und ganz allgemein in den Bereich Abfallmanagement.

Plädoyer für Ressourcenmanagement 

Wenn es um den Wert von Wasser geht, argumentiert Roiss leidenschaftlich, wie er erst vor wenigen Tagen im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation demonstrierte. „90 Prozent des Wassers werden in der Landwirtschaft verbraucht, und das zum Teil mit veralteten Methoden wie Flutungsbewässerung, die ein Mehrfaches des tatsächlichen Bedarfs verbrauchen“, so sein kritischer Befund. Mit entsprechender Technologie lasse sich das verhindern, so sein Plädoyer. Denn „bei moderner mechanischer Beregnung können 50 Prozent des Wassers - teilweise noch weit mehr - eingespart werden“. Roiss, der stets darauf achtet, Ökologie und Ökonomie in Verbindung zu sehen, leitet daraus entsprechende Zukunftschancen für den weststeirischen Weltmarktführer ab. Für effiziente Bodenbewirtschaftung sei entsprechendes Ressourcenmanagement der Schlüssel. All die Produktionsschritte - vom Säen, über das Pflügen bis hin zur Pflege von Pflanzen - seien obsolet und damit nicht nachhaltig und eine Vergeudung von Ressourcen, „wenn die Bewässerung nicht zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, die mechanische Beregnung ist entscheidend“.

Gülle-Selbstfahrer
Gülle-Selbstfahrer © Bauer Group

Ab 10. November, wenn in Hannover mit der Agritechnica die weltweit wichtigste Messe für Landtechnik über die Bühne geht, werden Roiss und sein Team wieder im Rampenlicht stehen. Und mit ihnen u. a. auch die neueste Generation von Gülle-Selbstfahrern, die nun im neuen Kompetenzzentrum in Ahlen gefertigt werden. Diese Riesen spritzen die Gülle nicht einfach über das Feld, sie injizieren sie gewissermaßen in den Boden, „damit ist es auch mit dem für viele Menschen unangenehmen Gestank vorbei“, so Roiss. Denn das, was da „in die Höhe dampft ist Stickstoff, den wir nicht als Treibhausgas in der Luft haben wollen, sondern als wichtigen Dünger im Boden“.