Das Trommeln von Bankern und Finanzmarktexperten, mehr in Fonds anzusparen oder Aktien zu kaufen, bleibt in Österreich ungehört. Wer Geld zum Sparen hat, legt es meistens so auf die hohe Kante, dass er es sofort wieder in der Hand haben kann. Im Schnitt werden pro Kopf und Monat 137 Euro zur Seite gelegt.

So haben die Österreicher 2018 Geldvermögen von 14,1 Milliarden Euro gebildet, der Spitzenwert seit der Finanzkrise 2009. Wie tief der Schock gegangen sein dürfte und welche Spuren die Nullzinspolitik der vergangenen Jahre hinterlässt, zeigt diese Vergleichszahl: 2007 wurde noch ein Vermögen von 22,6 Milliarden Euro angespart.

Die Österreichische Nationalbank (OeNB), die regelmäßig das Geldleben der Menschen in große Zahlenbilder gießt, macht die deutlich gestiegene Konsumlaune für das Sinken der Sparquote verantwortlich. 2018 lag diese bei 7,7 (2017: 7,3) Prozent der verfügbaren Einkommen der Haushalte. 2009 betrug sie 11,4 Prozent. Mittelfristig erwartet OeNB-Statistik-Chef Johannes Turner sie bei unter acht Prozent. Im Laufe der Nullzinsjahre wurde fleißig umdisponiert: Weg von langen Bindungen, 43 Prozent des geparkten Geldes können heute täglich behoben werden.

"Sicherheit steht stark im Vordergrund"

„Sicherheit steht stark im Vordergrund.“ So beschreibt OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber den typischen Zugang zu Geld, der kein bisschen Kapitalmarkt-affin ist. Nur fünf Prozent der Haushalte besitzen Aktien. Der Preis für die Sicherheit ist hoch: Der reale, wenn auch schwer vermittelbare Wertverlust der Spareinlagen hat zwischen 2015 und 2018 pro Jahr immerhin 1,3 Prozent ausgemacht.


Mit Wertungen hält sich die OeNB-Spitze zurück. Haber und Turner lassen die Zahlen sprechen: Von dem Gesamtvermögen von gut 715 Milliarden Euro sind nur 142 Milliarden Euro in Altersvorsorge-Produkten veranlagt. „Nur“, denn der Anteil von 20 Prozent ist seit 2009 unverändert. „Seitdem waren andere Länder viel dynamischer,“ so Turner. Im Euroraum liegt der Anteil bei 32 Prozent, in Dänemark bei 50 Prozent, in Großbritannien bei 55 Prozent, den Niederlanden bei 66 Prozent. Auch die Erträge der Altersvorsorge-Produkte sind hierzulande mäßig.

Österreich schneide deutlich schlechter ab als Deutschland, so Turner.
Auf die Frage, ob mehr Konsum oder eine hohe Sparquote wirtschaftlich besser seien, antwortet Ökonom Haber offen: „Das ist die Gretchenfrage, die wir nicht beantworten können.“