Mittlerweile haben zahlreiche Kinos wieder aufgesperrt, aber vielerorts fehlen die Gäste. Christian Dörfler, Präsident des österreichischen Kinoverbands und Betreiber des Haydn-Kinos in Wien ist dennoch zuversichtlich, dass sich die Industrie wieder erholen wird. Die Frage ist nur, wie lang das dauert: „Wir sind sehr von Amerika abhängig. Das Problem ist, dass zurzeit einfach keine publikumsstarken Filme zu uns kommen.“

Im April kam es zum Totalausfall der ganzen Branche. Summierten sich die Besucherzahlen zwischen März und Juni im Vorjahr noch auf 4,149 Millionen, waren es heuer in diesem Zeitraum unterm Strich knapp 452.000. Die österreichweiten Nettoeinnahmen – zuletzt waren es noch mehr als 108 Millionen Euro im Jahr – werden wohl deutlich geringer ausfallen. Überrumpelt fühlten sich viele Kinobetreiber, als es plötzlich hieß, dass sie am 29. Mai wieder öffnen dürfen. Viele Betriebe blieben deswegen länger geschlossen.

Kampf der Kinos

Bernhard Gutschier vom Klagenfurter Volkskino will noch nicht beurteilen, wie sich die Besucherzahlen im Jahresvergleich entwickeln. „Der Sommer ist sowieso immer eine schlechte Zeit fürs Kino. Wichtig wird der Herbst, dort wird sich dann zeigen, wie groß die Auswirkungen der Corona-Krise wirklich sind.“

Im englischsprachigen KIZRoyalKino in Graz, fällt der Besucherrückgang dramatisch aus. Geschäftsführerin Barbara Brunner sagt: „Wir haben ungefähr 60 Prozent weniger Besucher. Durch Spezialprogramme und alte Klassiker haben wir versucht zusätzliche Zuschauer anzusprechen. Für Riesenbetriebe ist das sicher noch schwieriger.“

Das größte Kino Kärntens, die CineCity in Klagenfurt, will erst wieder gegen Ende September aufsperren. Eine Entscheidung die Christian Langhammer, Geschäftsführer von Österreichs Marktführer Cineplexx nicht nachvollziehen kann. „Wir haben unsere Standorte Anfang August wiedereröffnet und man hat gemerkt, dass die Leute darauf gewartet haben. Wir wollen an die Eigenverantwortung unserer Besucher appellieren und vermitteln, dass das Kino ein sicherer Ort ist. Die Leute halten sich an die Maskenpflicht.“ Trotzdem ist der Besucherrückgang klar spürbar. „Die großen Filme gehen uns einfach ab. Wir fühlen uns wie ein Restaurant, bei dem die Nahrungsmittel fehlen.“

Eine Neue Hoffnung 

Mit älteren Blockbustern im Programm schafften es aber einige Betreiber, Autokinos neu aufleben zu lassen und konnten sich so über den Sommer retten. Eine große Hoffnung ist Christopher Nolans mehr als 200 Millionen Dollar teurer Science-Fiction-Blockbuster „Tenet“, der am 26. August endlich kommen soll, nachdem der Start schon zweimal verschoben wurde.

Mehrmals verschoben wurde auch Disneys Realverfilmung von „Mulan“, die jetzt im September auf dem hauseigenen Streamingdienst Disney+ erscheinen soll. Erst letzten November gestartet, hat die Plattform mittlerweile über 60 Millionen Nutzer und könnte ernsthafte Konkurrenz für Netflix werden. Insgesamt hat Disney aber trotzdem 4,7 Milliarden Dollar Verluste durch die Corona-Krise erlitten. Verschiebungen, Produktionsstopps und die Zwangspause des Kinobetriebs haben die Einnahmen von Disneys Filmsparte um 55 Prozent reduziert.

Das kleine Rechbauerkino bildet - mit nur einem Saal - eine Ausnahme in der österreichischen Kinolandschaft. Es war nach dem Lockdown das erste Grazer Kino, das seine Pforten wieder geöffnet hat. „Mittlerweile sind wir fast wieder auf dem gleichen Level wie davor“, meint der Geschäftsführer, Filmproduzent Dieter Pochlatko. „Wir sprechen mit unserem Programm ein sehr treues Stammpublikum an, das sehr gezielt ins Kino geht.“