Geschliffenes Glas sieht hochwertiger aus als gepresstes
Geschliffenes Glas sieht hochwertiger aus als gepresstes © Maximilian Wolf
Thomas Riemers Gesellenstück: Eine Glasschale, über und über fein verziert
Thomas Riemers Gesellenstück: Eine Glasschale, über und über fein verziert © Maximilian Wolf

Sanftes Nachmittagslicht fällt durch die Fenster der Werkstatt auf Kuglerwerkzeuge – alte Werkzeuge für ein altes Handwerk. An einem davon steht der Hohlglasfeinschleifmeister Thomas Riemer. Mit ruhiger Hand hält er eine Glastasse gegen den rotierenden Schleifstein und ritzt so, Schnitt für Schnitt, komplizierte Muster ins Glas. Das ist der erste von mehreren Arbeitsschritten. Nach dem groben Vorschliff bekommt das Glas noch den Feinschliff und wird anschließend vor- sowie hochglanzpoliert – alle Arbeitsschritte sind reine Handarbeit. Zufrieden betrachtet Riemer sein Werk im Sonnenlicht – die Keilschnitte und andere Elemente lassen das Glas erstrahlen. „Der Kenner sieht sofort, ob es sich bei einem Luster um ein handgearbeitetes oder maschinell gefertigtes Stück handelt“, meint Riemer: „Doch auch für einen Laien ist es leicht zu erkennen, wenn man weiß, worauf man achten soll.“ Aus einer Schublade holt er eine gepresste Glasschale für einen Kronleuchter hervor und hält beide vergleichend vor das Fenster. Und tatsächlich: Im gepressten Glas bricht das Licht nicht annähernd so schön wie im handgeschliffenen.

Thomas Riemer führt die Glasschleiferei Gebrüder Palme in Voitsberg nun bereits in der vierten Generation. Durch ihn entstehen kunstvolle Luster aus geschliffenem Glas samt vergoldeten Elementen, Stoff bespannte Lampenschirme sowie alle Arten von Beleuchtungskörper mit der heute gängigen Lichttechnik.

Sein Urgroßvater, Josef Palme, hat gemeinsam mit seinen Söhnen nach ihrer Flucht aus dem Sudetenland den Betrieb 1948 gegründet. „Das Glashandwerk stammt ursprünglich aus dem Sudetenland. Die böhmische Kristallglaskunst war weithin bekannt und berühmt.“ Zu Hochzeiten waren allein an die 70 Mitarbeiter mit der Glasveredelung im Betrieb beschäftigt – der Kronleuchter hatte Konjunktur und gepresstes Glas gab es noch nicht in der heutigen Qualität. Vieles ging in den Export. Heute sind außer Riemer noch zwei weitere Handwerker bei Gebrüder Palme tätig. „Zum Glück gibt es auch heute noch Kunden, die Handarbeit und Qualität zu schätzen wissen.“