Krisen fordern, zwingen zum Umdenken und können am Ende auch Neues hervorbringen. Für die Kaslab’n Nockberge, eine Genossenschaft und Schaukäserei in Radenthein, der rund 20 bäuerliche Familienbetriebe aus der Umgebung angehören, hat die Coronakrise die Digitalisierung gebracht. Weil ein Direktverkauf der rund 100 Tonnen pro Jahr aus rund einer Million Liter Ziegen- und Kuhmilch hergestellten Käsevariationen sowie sämtlicher anderer bäuerlicher Produkte im Laden nicht mehr möglich war, wurde "aus der Not heraus" das eingerichtet, was eigentlich laut Obmann Michael Kerschbaumer überhaupt nicht auf dem Plan stand – ein Webshop.

"Webshop ist sensationell angelaufen"

"Wir wollten das nie, weil es eh so gut gelaufen ist. Aber dann ist im März von einem Tag auf den anderen die Gastronomie als Kunde weggebrochen", erzählt Kerschbaumer. Der Webshop sei in der Folge "sensationell angelaufen". "In der Karwoche mussten wir am Mittwoch sogar kurzfristig offline gehen, weil wir mit dem Versenden der Waren nicht mehr nachgekommen sind", erzählt der Obmann der Kaslab’n.

Die Produkte der Oberkärntner Genossenschaft  können online bestellt werden
Die Produkte der Oberkärntner Genossenschaft können online bestellt werden © Kaslab'n

Seit man die Produkte wieder im Laden kaufen kann, sei der Webshop zwar nicht mehr ganz so stark frequentiert, wie während des Lockdowns, laufe aber noch immer sehr gut. Knapp zehn Prozent des Absatzes werde jetzt schon online erzielt. Bestellungen kommen vor allem aus Österreich und Deutschland. "Wir sind hier in einer Region mit vielen Nächtigungen. Auch Urlauber kaufen bei uns ein. Und sie bestellen jetzt zum Teil über den Webshop", erzählt Kerschbaumer.

Schub im digitalen Bereich

Der Online-Shop ist aber nicht der einzige durch die Coronakrise ausgelöste Schub im digitalen Bereich der Kaslab’n. Für die Wiederverkäufer wurde außerdem ein digitales Bestellsystem entwickelt. "Unsere Mitarbeiter waren im Homeoffice, wir mussten uns anders aufstellen und haben beschlossen, dass wir ein Online-Bestellsystem brauchen."

100 Tonnen Käse pro Jahr werden von den rund 20 bäuerlichen Familienbetrieben hergestellt
100 Tonnen Käse pro Jahr werden von den rund 20 bäuerlichen Familienbetrieben hergestellt © Kaslab'n

Neue Idee: Frühstückszustelldienst

Der Webshop eröffnet der Genossenschaft aber noch ganz andere Möglichkeiten. "Wir planen, Frühstückspakete für Gäste anzubieten, die in Appartements und Ferienhäusern übernachten. Wenn man am Vortag online bestellt, wird das Paket am nächsten Tag in der Früh zugestellt", schildert Kerschbaumer die neueste Idee der Kaslab’n – den Frühstückszustelldienst.

Nicht ganz so digitalisiert, aber doch auf einem guten Weg in diese Richtung ist durch die Coronakrise der Marktplatz Mittelkärnten. Ziel der 59 Betriebe, die sich zu einem Verein zusammengeschlossen haben, ist es, die Wertschöpfung in der Region zu halten, gemeinsame Pakete zu schnüren und zu transportieren, was die Region zu bieten hat. Vom Landwirt über den Goldschmied und Bierbrauer bis hin zum Hutmacher setzen die Mitglieder auf Nachhaltigkeit.

Marktplatz Mittelkärnten-Initiatorin Ingrid Bachler betreibt mit ihrem Mann Gottfried das Restaurant Bachler in Althofen - einer von 59 Mitgliedsbetrieben des Vereins
Marktplatz Mittelkärnten-Initiatorin Ingrid Bachler betreibt mit ihrem Mann Gottfried das Restaurant Bachler in Althofen - einer von 59 Mitgliedsbetrieben des Vereins © Jerusalem

"Die Coronakrise hat uns alle verändert. Gerade jetzt merken die Menschen, wie wichtig unser Kulturgut, unsere Kulinarik und unserer Hände Werk für uns alle ist", ist die Gastwirtin Ingrid Bachler, Initiatorin und Obfrau vom Marktplatz Mittelkärnten, überzeugt. Die Initiative sei in der Zeit der Krise noch mehr zusammengewachsen. Gemeinsam wurden Ideen entwickelt und umgesetzt. So wurden beispielsweise sechs lieferbare MarktplatzMittelkärnten-Boxen erstellt, die über die Homepage zu ordern sind. Die Kisten, so Bachler, werden direkt vor die Haustür geliefert. Zusätzlich hätten viele der Mitgliedsbetriebe eigene Online-Shops eingerichtet und die Bestellungen seien in der Zeit der Coronakrise stark gestiegen.

Das Weingut Trippelgut bei Feldkirchen ist Teil von Marktplatz Mittelkärnten
Das Weingut Trippelgut bei Feldkirchen ist Teil von Marktplatz Mittelkärnten © Jerusalem