Natürlich gibt es Wichtigeres als Fußball, in Zeiten wie diesen. Keine Frage, das ist allen Beteiligten klar. Natürlich verströmen Geisterspiele nicht dieselbe Magie, die ein Fußballspiel vor vollen Tribünen ausstrahlt. Und natürlich ist man schnell dabei, wenn der Fußball als überprivilegiert abgestempelt wird, nur weil sein Ringen – international wie national – um eine Fortsetzung des (Profi-)Spielbetriebes so ein großes Thema ist.

Andererseits aber ist der Fußball schon lange mehr als nur Spiel – er ist Wirtschaftsfaktor geworden. So wie sich der SK Sturm, der WAC und der TSV Hartberg als Wirtschaftsfaktoren in ihrer Region etabliert haben. Nicht nur als Arbeitgeber, immerhin sind zusammen rund 150 Personen bei den drei Klubs beschäftigt; da sind Wertschöpfungsketten rund um die Spieltage noch gar nicht inkludiert. „Jeder durch Sturm erwirtschaftete Euro löst 1,60 Euro an weiteren Wertschöpfungseffekten aus“, zitiert Sturm-Präsident Christian Jauk eine Studie, die den Versuch unternahm, die Bedeutung des größten Klubs des Südens in Zahlen zu gießen. Soll heißen: Es geht nicht nur um Unterhaltung, nicht nur um ein „Stück Normalität“ – es geht um wirtschaftliche Bedeutung im Ringen um die Spiele. Der Fußball, sagt die Bundesliga, hat einen Anteil von immerhin 0,23 Prozent am BIP dieses Landes, sorgt für eine halbe Milliarde Wertschöpfung.

Das Problem im Moment für alle Beteiligten ist die Ungewissheit. „Das Schwierigste im Moment ist die Planung: Wann beginnt die neue Saison? Mit Zuschauern? Oder ohne?“, fragt Sturms Thomas Tebbich stellvertretend für alle. Alle drei Klubs gehen davon aus, dass es eine Redimensionierung gibt – bei den Vereinen, die aber auf einen Verbleib ihrer Sponsoren hoffen, aber auch im internationalen Fußball-Geschäft.

SK STURM

"Unsere Bruttowertschöpfung beträgt rund 30 Millionen Euro“, sagt Präsident Christian Jauk und ist stolz darauf, dass „sein“ Verein jährlich 324 Arbeitsplätze sichert. Oder besser: für Beschäftigung sorgt. Nicht nur deswegen hofft Jauk auf einen baldigen Neustart – mit Geisterspielen. „Das hat Sinn, nicht nur wirtschaftlich. Der Fußball kann einen Beitrag bei der Rückkehr zur Normalität leisten, auch wenn die Emotionalität, die Fans, für den SK Sturm besonders wichtig sind. Aber da dürfen wir auf den Sturmgeist hoffen!“

Allein bei den TV-Geldern geht es aber darum, einen hohen sechsstelligen Betrag zu sichern – wichtig, denn der Rückgang durch die Krise bewegt sich „im siebenstelligen Bereich“, wie Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Tebbich erklärt. Zumindest aber gab es noch keine Absage von Sponsoren. Aber, sagt Tebbich: „Ein Abbruch der Liga würde die Lage zweifellos verschärfen.“

TSV HARTBERG

Im zweiten Jahr in der obersten Spielklasse ist der TSV Hartberg angekommen: Meistergruppen-Qualifikation, ob der attraktiven Gegner rieb man sich die Hände. Und dann kam Corona. „Da verlieren wir pro Heimspiel eine niedrige sechsstellige Summe“, seufzt Erich Korherr, sportlicher Leiter. „Und wenn man bedenkt, dass unser Gesamtbudget bei 4,3 Millionen Euro liegt, weiß man, dass zumindest zehn Prozent fehlen werden.“ Dabei zählt der Klub in der Region „schon zu den 50 größeren Firmen. Wir haben in Spitzenzeiten bis zu 70 Mitarbeiter, im Moment sind es 39. Aber alle in Kurzarbeit“, sagt Korherr, im Zivilberuf Chef seines Malereibetriebs.

Wie es weitergeht: „Wir warten auf den Rahmenterminplan für die kommende Saison. Derzeit versuchen wir, mit unseren Sponsoren Kontakt zu halten. Aber klar ist: „Wir werden uns wohl redimensionieren müssen. Aber in Hartberg sind wir es ja gewöhnt, mit wenig auszukommen.“

WAC

Der Wolfsberger AC hat es in Zeiten wie diesen ein wenig leichter. Schließlich sorgte der Höhenflug im Europacup für einen Polster, wie Präsident Dietmar Riegler zugibt. „Aber wir müssen gut haushalten, um die Krise zu überstehen. Schließlich wollen wir in Zukunft vor allem in infrastrukturelle Projekte investieren.“ Was man sonst derzeit tun kann: „Wenig. Wir merken, dass die Menschen wieder Bundesliga-Fußball sehen wollen. Aber für sie gilt wie in der Beziehung zu unseren Sponsoren: Es ist eine schwierige Situation, für alle Unternehmen.“ Doch Riegler, selbst Unternehmer, weiß: „Wir haben gelernt, wie man sich in Krisensituationen zu verhalten hat.“ Rund 7,5 Millionen Euro beträgt das Budget – und Riegler ist überzeugt: „Wir werden weiter eine beständige Rolle einnehmen.“ Was für den WAC ebenso wie für die steirischen Vereine gilt: „Wir erfahren derzeit viel Solidarität, von Abonnenten ebenso wie von langjährigen Partnern.“ Man habe Zuspruch, der ergibt Zuversicht: dass bald wieder bei Heimspielen „an die 500 Personen“ für den WAC arbeiten werden.